Britische Riots: Am Anfang stand ein Fehler der Polizei

Neue Details aus einem Gerichtstermin zum Fall des Todes von Marc Duggan durch Polizeikugeln erschweren die Notwehr-Begründung

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Was auch immer die Triebkräfte waren, welche den Krawallen und Plünderungen in Großbritannien unterlagen, am Anfang, so viel zeichnet sich ab, stand ein Fehler der Polizei. Auslöser der Ereignisse im August dieses Jahres war der Tod von Mark Duggan bei einer Polizeikontrolle. Eine Menge von 120 Personen, an deren Spitze die Angehörigen des Mannes, hatten sich nach der Todes-Nachricht vor der Polizeistation in Tottenham versammelt, um Genaueres über den Vorfall zu erfahren.

Die Polizei kam diesem Wunsch nicht nach, zugleich wurde der tödliche Zwischenfall öffentlich als Feuergefecht zwischen zwei Polizisten und Mark Duggan dargestellt, was die Interpretation nahelegte, dass die Polizisten aus Notwehr gehandelt haben. Diese Version wird aber immer schwieriger zu begründen.

Mitte November teilte der Guardian mit, dass eine Untersuchung der britischen Polizeiaufsichtsbehörde ergeben hatte, dass Duggan unbewaffnet war, dass seine Waffe mehrere Meter von ihm entfernt, jenseits eines Zaunes gelegen hatte und sich weder Fingerabdrücke noch Duggans DNA auf der Waffe, bzw. auf der Socke finden ließen, in der die Waffe gesteckt war ( Der Schusswechsel, der zum "Tod eines Unbewaffneten" wird).

Bei einem Gerichtstermin, der einer größeren gerichtlichen Untersuchung des Falles vorausgeht, räumte ein Vertreter der Polizeiaufsichtsbehörde IPCC nun ein, dass die ursprüngliche Darstellung ein "Fehler" war ( IPCC: We were wrong about shooting that led to riots).

Darüberhinaus kamen bei der Verhandlung neue Details zur Sprache. Etwa dass Marc Duggan von zwei Polizeikugeln getroffen wurde. Laut Augenzeugenaussagen, die der Anwalt der Familie Duggans zitierte, findet auch das Rätsel eine Erklärung, wie die Waffe Duggans, die er im Auto transportiert hatte, außerhalb zu liegen kam, in einiger Entfernung Duggans, ohne dass er sie berührt hatte: Nach Beobachtung von Zeugen hatte sie ein Polizeibeamter dort hin geworfen.

Der IPCC-Vertreter mochte auf diese Version nicht eindeutig antworten, stritt sie aber auch nicht ab: "That's a suggestion, yes."

Der Gerichtstermin für eine genaue Untersuchung der tödlichen „Routinekontrolle“ ist für September nächsten Jahres angesetzt.