Spanier zerlegen wie befürchtet Hochtief

Gegen alle Versprechen beginnt ACS nun mit dem Filetieren, die Hochtief-Aktie stürzt ab

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Die Ergebnisse von Hochtief und die angekündigte Zerschlagung des Essener Bauunternehmens durch den spanischen Mischkonzern ACS wurden an den Börsen mit abstürzenden Kursen quittiert. Obwohl Hochtief auf der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag beschwört, im abgelaufenen Geschäftsjahr bei vielen wirtschaftlichen Kennzahlen "Rekordwerte" erreicht zu haben, stürzte die Aktie in Frankfurt ab. Während der Leitindex Dax Gewinne verzeichnet, ist Hochtief-Aktie gut 7% abgestürzt.

Ähnlich erging es dem Mutterkonzern ACS in Madrid. Zwar steht auch der Ibex 35 im Plus, aber die ACS-Aktie verlor knapp zwei Prozent. Auf dem Parkett wird nicht erwartet, dass die Ergebnisse des Konzerns von Florentino Pérez besser ausfallen. Die werden erst nach Börsenschluss veröffentlicht. Angaben über die Konzernstrategie werden erst am Freitagmittag auf der Bilanz-Pressekonferenz in Madrid verkündet. Klar ist, dass sowohl in Frankfurt und in Madrid bezweifelt wird, dass der Weg erfolgreich sein wird.

Dabei hat Hochtief wieder gut 160 Millionen Euro Gewinn gemacht, nachdem 2011 ein Verlust von gut 158 Millionen verbucht wurde. Auch Rückstellungen wegen Verzögerungen beim Bau der Hamburger Elbphilharmonie verhagelten aber ein besseres Ergebnis. Der Gewinn enttäuschte angesichts der Tatsache, dass der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr um 24,1% auf 31,5 Milliarden Euro gestiegen ist. Die Gewinnerwartungen wurden klar verfehlt. Die Ankündigung des neuen Hochtief-Chefs Marcelino Fernández Verdes, man werde 2013 den Gewinn um bis zu 20% steigen, wird nicht geglaubt, wie die abstürzende Aktie zeigt.

Vermutet wird, dass die Zerschlagung Hochtief belasten wird. Fernández kündigte an, dass "eine Veräußerung" des Facility- und Energy-Managements werde in Erwägung gezogen werde, umschrieb er den angestrebte Verkauf. Dass das Servicegeschäft, in dem knapp 6000 Mitarbeiter beschäftigt sind, verkauft werden soll, zeichnet sich dabei seit langem ab. Eigentlich steht der Verkauf von der Hochtief-Tochter Solutions im Widerspruch dazu, dass der Konzern "effizienter und profitabler" gemacht werden soll.

Die Servicesparte zeichne sich "durch stabile Renditen aus", gab Hochtief bekannt. Deshalb, so wird bei Hochtief vermutet, nahm der Hochtief Europa-Chef Anfang Februar seinen Hut. Denn Bernd Joachim Romanski war Vorstandssprecher von Solutions. Er hatte Hochtief wegen "unterschiedlicher Auffassungen" nach nur zwei Monaten wieder verlassen. Der geplante Verkauf wird vom Spanier Fernández damit begründet, dass die Servicesparte "nicht mehr zum strategischen Fokus des Konzerns" passe.

Dabei wurde aus seinen Worten klar, dass der Verkauf dazu dienen soll, die Milliardenschulden von ACS zu senken. Die sind mit der feindlichen Übernahme von Hochtief 2011 noch deutlich gestiegen. Betriebsrat, die Gewerkschaft IG Bau und viele Mitarbeiter bei Hochtief hatten stets befürchtet, dass es sich ACS über die Zerschlagung des nahezu schuldenfreien deutschen Konzerns sanieren will. Das wurde in Madrid immer bestritten. Der Vorgang wurde aber längst eingeleitet. Im Asien-Geschäft habe man mit dem Verkauf der Telekomsparte der Hochtief-Tochter Leighton schon begonnen, wurde am Donnerstag erklärt.

Klar ist, dass der ACS-Konzern Geld braucht. Die Bereitschaft der Banken ist in der Bankenkrise gering, dem Konzern immer neue Kredite zu gewähren. Zum Jahresende hatte er offizielle Schulden in Höhe von etwa 6,2 Milliarden Euro. Experten gehen davon aus, dass die realen Verbindlichkeiten noch deutlich höher ausfallen. Nachdem ACS sich schon von Windparks, Häfen und Stromtrassen getrennt hat, stehen nun neben Solutions bei Hochtief auch Beteiligungen an Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg, Budapest, Tirana und Sydney zum Verkauf.

ACS musste sich sogar, nachdem die Großbank UBS einen Kredit über 900 Millionen Euro nicht verlängerte , von Anteilen am baskischen Energieversorger Iberdrola trennen. Das hat Pérez 2012 große Verluste beschert. Eigentlich wollte ACS - wie bei Hochtief – auch dieses Unternehmen durch Hintertür übernehmen, sind sich die Experten weitgehend einig. Doch die Basken haben ACS keinen Zugang zum Aufsichtsrat gewährt. Dort hatte sich ACS bei Hochtief die nötigen Informationen für eine erfolgreiche feindliche Übernahme besorgt.