Edna aus Amstetten

Österreichische Zeitung sieht im Computerspiel "Edna bricht aus" Anspielungen auf den Inzestfall in Amstetten, nämlich als Versuch der Kellerflucht.

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„Infam: Neues Game zur Keller-Flucht", heißt es in der Überschrift eines kleinen Artikels, der gestern in der österreichischen Gratiszeitschrift Heute veröffentlicht wurde – Edna bricht aus also voll der Skandal?! Mit Anspielungen auf Amstetten?!

Als Spieler, dem das Game geläufig ist, fragt man sich natürlich, wie man ein harmloses Point-and-Click-Adventure bloß in solch einen Zusammenhang bringen kann. „Die haben wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank“, denke ich mir da zu allererst. Denn ist es nicht so, dass Medien den Auftrag haben, Sachverhalte wahrheitsgemäß darzustellen? Ja, aber oftmals wird darüber hinweggegangen, als sei es bloß unerreichbare Theorie von weltfremden Wissenschaftlern mit überdimensionalen Gehirnen. Okay, zwar habe auch ich beim Test von „Edna bricht aus“ übersehen, dass es eine Snoop-Key-Funktion à la „Geheimakte Tunguska“ gibt, doch bin ich mir sicher, dass dies längst nicht so schlimm ist wie dieser Artikel.

Screenshot aus Edna bricht aus
Screenshot aus Edna bricht aus

Durchgespielt hat der Redakteur oder Autor das Game bestimmt nicht, denn hätte er das getan, könnte er die Geschichte, den Ausbruch Ednas aus der Irrenanstalt, weitaus besser einordnen. Sicher, letztlich geht es um eine familiäre Angelegenheit, doch noch lange nicht verfolgen die Entwickler dabei menschenunwürdige Aspekte. Als ich das Interview mit Jan Müller-Michaelis von Daedalic geführt habe, war eindeutig zu vernehmen, wie viel Potenzial für ihn eine Story hat, die in der Klapse spielt: Nirgends besser kann man abgedrehte Witze bringen!

Umso schlimmer, dass man einen Titel, der ausschließlich zur Belustigung dient, dahingehend analysiert, dass man in ihm Anspielungen auf Amstetten sieht. Das ist an den Haaren herbeigezogen und erinnert zudem an die ebenfalls nicht immer seriöse Debatte um die Killerspiele. Da fragt man sich, weshalb um Himmels willen noch niemand auf die Idee gekommen ist, „Tom & Jerry“ zu verbieten! Wo kommen wir denn da hin, wenn so was jetzt Schule macht? Ich mag gar nicht daran denken.