China stemmt sich gegen Inflation

Doch helfen die geldpolitischen Maßnahmen offenbar so wenig, dass in der Notenbank bereits verdächtig laut über eine Yuan-Aufwertung nachgedacht wird

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Glaubt man den Zahlen des britischen Economist, dann dürfte die chinesische Geldpolitik zuletzt wesentlich expansiver ausgefallen sein, als jene der vielkritisierten USA. So hätten die USA trotz allen Anstrengungen die Geldmenge M2 nur auf 8,8 Billionen Dollar aufblähen können. Die Bank of China hätte es inzwischen hingegen auf 70 Billionen Yuan (10,5 Bill. USD) gebracht - und das bei einem Drittel der Wirtschaftsleistung. Allerdings hat China allein im 3. Quartal für mehr als 700 Milliarden Yuan Devisen aufgekauft um dessen Außenwert zu drücken.

Aufgrund der höchst unterschiedlichen Gegebenheiten in Hinsicht auf Bevölkerungszahl oder Finanzsystem ist die Vergleichbarkeit von Geldmengenaggregaten zwar nur bedingt gegeben, Berichte über grassierenden Unmut aufgrund hoher Preissteigerungen vor allem bei Wohnraum und Lebensmitteln füllen inzwischen aber auch die staatlich kontrollierten Medien. Und obwohl sich die offiziellen Inflationsstatistiken traditionell mehr an den Zielen der Regierung orientieren, als an den bezahlten Preisen, wurden dennoch für Oktober Preissteigerungen von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugegeben, weshalb China anscheinend gerade dabei ist, das offizielle Inflationsziel von drei auf fünf Prozent anzuheben.

Um dem besorgniserregenden Preisauftrieb gegenzusteuern, hat die Notenbank gerade wieder die Leitzinsen angehoben und die Mindestreservenpflicht der Banken in diesem Jahr bereits fünf Mal auf den Rekordwert von 18,5 Prozent erhöht. Dazu kommen amtliche Preiskontrollen, was aber alles nicht zu helfen scheint.

Berichten zufolge hatten die chinesischen Banken die für 2010 vorgegebenen Kreditvergabeziele von 7,5 Billionen Yuan (plus 18 Prozent) bereits Mitte November erreicht, und es heißt, insbesondere bei Immobilienkrediten wären, abgesehen von Prolongationen abreifender Kredite, seither praktisch keine neuen mehr geschrieben worden. Ein offizieller Berater der Notenbank sagte zudem, dass es angemessen sei, das Neukreditvolumen kommendes Jahr auf 6,5 Billionen zu begrenzen,

Allerdings sei es angesichts der Bindung des Yuan an den Dollar schwierig, die Kreditmengenziele einzuhalten, gab laut Peoples Daily letzte Woche der führende Notenbanker Li Daokui zu. Der erklärte dann zudem, dass die steigenden Preise weniger eine Frage der steigenden Nachfrage wären, als der steigenden Kosten. Folglich gäbe es "Raum für den Yuan, angemessen aufzuwerten, um den steigenden Preise internationaler Güter zu begegnen", zitiert die staatlich kontrollierte Zeitung.

Bedankt man, dass die fixe Dollarbindung auch ein fixer Bestandteil des chinesischen Wirtschaftswundermythos ist, und es in der Bevölkerung wohl als ein unangebrachtes Einknicken vor den USA betrachtet würde, sollte China dem dahingehenden Druck nachgeben, scheint nun die Zeit angebrochen sein, dass die Regierung die Bevölkerung auf die Vorteile einer Aufwertung aufmerksam zu machen beginnt. Trifft dies zu, dann dürfte auch die Aufwertung selbst demnächst erfolgen.