Arktis: Durchs Eis nach Japan

Tanker transportiert erstmalig Flüssiggas aus Norwegen durchs Polarmeer nach Japan. Atomeisbrecher bahnt ihm den Weg

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Dieser Tage hat sich in Norwegen, die "Ob River", ein speziell ausgerüsteter Flüssiggastanker auf den Weg nach Japan gemacht, berichtet der britische Sender BBC auf seiner Internetseite. Das Besondere daran: Das Schiff nimmt nicht den Weg durch den Suez-Kanal, sondern fährt entlang der russischen Küste durch das 8084/ssmis/arctic_SSMIS_visual.png: sich gerade neu bildende Eis.

Der Weg wird ihm dabei von russichen Eisbrechern gebahnt, einer davon nuklear betrieben. In dem BBC-Bericht schwärmt Gunnar Sander vom norwegischen Polarinstitut, dass der Weg um 40 Prozent kürzer sei und damit auch der Treibstoffaufwand, aber das dürfte zumindest für diese Fahrt kaum zutreffen. Zwar ist die Karasee noch immer weitgehend eisfrei, was für diese Jahreszeit äußerst ungewöhnlich ist und Mitteleuropa eventuell noch ein paar kalte Wochen bescheren könnte, aber der restliche Weg bis zum Nordpazifik ist bereits durch Eis bedeckt. Das muss erst aufgebrochen und dann zur Seite geschoben werden, was natürlich einen erheblichen Energieaufwand bedeutet.

Hinzu kommt, dass die "Ob River" zuvor im Oktober eine Leerfahrt durch das seinerzeit allerdings noch ziemlich spärliche Eis vom Pazifik nach Norwegen unternommen hatte. Mag also sein, dass die Motivation für die Fahrt keine rein kommerzielle ist. Vielleicht geht es dem russischen Energiegiganten Gazprom, der das Schiff von griechischen Eignern gechartert hat, auch eher darum, Erfahrungen zu sammeln. Ab nächstem Frühjahr wird das Schiff jedenfalls erstmal in Nordasien aktiv sein und Flüssiggas von der russischen Insel Sachalin nach Japan und in andere ostasiatische Länder liefern.

Wie dem auch sei, die gegenwärtige Fahrt der "Ob River" ist ein Indiz dafür, dass der Verkehr auf dem arktischen Ozean künftig erheblich zunehmen wird. Dieses Jahr soll die Route entlang der sibirischen Küste bereits von 40 Schiffen befahren worden sein, und die jüngste Tour zeigt, dass dafür nicht einmal unbedingt vollkommen eisfreie Bedingungen die Voraussetzung sind.