Lukratives Geschäft mit dem Tod

Nicht nur in Bangkok wird Aufstand mit deutschen Waffen bekämpft

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"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland." Diese Zeile stammt aus der 1945 verfassten "Todesfuge" des deutschsprachigen ukrainischen jüdischen Dichters Paul Celan, eine lyrische Aufarbeitung der Shoa des ehemaligen Zwangsarbeiters. Heute, 65 Jahre später, hat dieser Satz immer noch Gültigkeit, denn es scheint, als habe dieses Land aus seiner Geschichte, aus zwei Weltkriegen mit Zig-Millionen Toten nichts gelernt: Deutsche Soldaten sind weltweit im Einsatz, und vor allem wird die Kriegstechnologie "Made in Germany" in alle Welt exportiert ( Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur).

Bei den Bildern, die von den blutigen Auseinandersetzungen in Bangkok um die Welt gingen, ist bei näherer Betrachtung zu erkennen, dass auch dort Maschinenpistolen vom Typ MP5 sowie Sturmgewehre vom Typ HK33 der Firma Heckler & Koch gegen die Rothemden eingesetzt werden. Doch nicht nur in Thailand stehen Waffen aus Baden-Württemberg hoch im Kurs: Die Firma exportiert in 88 Staaten und ist die Nr. 1 unter den deutschen Rüstungsexporteuren.

Aus Hamburg kommen die Fregatten und Korvetten, aus Bremen die U-Boote, aus München die Panzer und die High-Tech-Waffensysteme, mit der Schiffe und Panzer ausgerüstet werden, und aus Baden-Württemberg Gewehre und Kleinfeuerwaffen. Letzteres gerät selten ins Zentrum der Diskussion um das Verbot von Waffenexporten. Von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt konnte sich deshalb die Firma Heckler & Koch aus dem schwäbischen Oberndorf zum "deutschen Meister im Rüstungsexport" (wikipedia) entwickeln.

Die Firma wurde 1949 gegründet und stellte zunächst Werkzeuge und Teile von Nähmaschinen her. 1955 begann die Entwicklung und Fertigung von Waffen, und seit 1959 wird die Bundeswehr mit dem Sturmgewehr G3, bzw. modifizierten Typen wie das HK 33, das jetzt auch in Bangkok im Einsatz ist, ausgerüstet. Im Schwabenland werden 51 Jahre nach Gründung der Werkzeugfirma Pistolen, Maschinenpistolen, Präzisionswaffen, Maschinengewehre für Polizei und Militär entwickelt und produziert, u. a. eine Unterwasserpistole für militärische Spezialeinheiten mit elektrischer Zündung und die Granatpistole HK 69. Diese Waffen sind bei Polizei und Bundeswehr im Einsatz und werden laut offiziellen Angaben der Bundesregierung in 88 Länder exportiert. Sie sind bei Polizei und Armee nahezu aller westlichen Länder sowie in afrikanischen und asiatischen Staaten im Einsatz. Nach einem Zeit-Artikel ist Heckler & Koch die Nr. 5 weltweit unter den Infanteriewaffenherstellern.

In den 60er und 70er Jahren wurden die Lizenzen zum Nachbau der G3 an Pakistan, Schweden, Saudi-Arabien, Frankreich und den Iran verkauft. Die ursprünglich 1967 an Schah Reza Pahlevi vergebene Lizenz gilt bis heute, und die G3 ist derzeit eines der erfolgreichsten Exportprodukte des Iran.

Wie Jan van Aken (Die Linke) schreibt, "wurden im vergangenen Jahrzehnt aus Deutschland 581 Gewehre und Maschinenpistolen für 805.275 Euro an Thailand geliefert. Sogar noch nach dem Putsch von 2006 wurde der demokratisch nicht legitimierten Regierung in Bangkok der Kauf von Maschinenpistolen genehmigt."

Noch beliebter bei den Militärs der Welt als die Maschinenpistolen der Bauserie MP5, die u. a. auch das Logo der Roten Armee Fraktion (RAF) zierte, ist allerdings die AK-47, die Awtomat Kalaschnikowa obrasza (Автомат Калашникова образца), ein sowjetisch-russisches Sturmgewehr. Es ist die am meisten produzierte Waffe weltweit. Schätzungen gehen von 80 bis 100 Millionen produzierten Exemplaren aus. Etwa 60 Staaten rüsten ihre Armee mit dem AK-47 aus. Die AK-47 ist u. a. Bestandteil der Fahne der libanesischen Hisbollah-Organisation und der kolumbianischen FARC.