Una Moore fordert Ende der Präsenz der Vereinten Nationen in Afghanistan

Nach der Schlachtung von UN-Mitarbeitern in Mazar-i-Sharif sieht die bloggende Entwicklungshelferin keine Möglichkeit mehr, die Mission fortzuführen

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Una Moore ist Mitarbeiterin der Vereinten Nationen und lebt derzeit in Afghanistan. Von dort aus blogt sie regelmäßig über ihre Erlebnisse und Eindrücke. Nachdem gestern ein Lynchmob ein UN-Gelände in Mazar-i-Sharif stürmte und dabei mindestens sieben Mitarbeiter tötete, sieht sie ein Ende der Hilfspräsenz der Vereinten Nationen in dem Land gekommen.

Die Aussage des Gouverneurs der Provinz Balkh, der den Vorfall mit einer "Infiltrierung" durch diese paschtunisch dominierte Rebellengruppe in der vor allem von Tadschiken bewohnten Stadt erklärte, wertet Moore als "Unsinn". Der Lynchmob bestand ihr zufolge aus gewöhnlichen Bürgern, die weder Taliban noch Milizen eines Warlords waren. Tatsächlich galt Mazar-i-Sharif bis zum Freitag als so befriedet, dass die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit bereits afghanischen Kräften übertragen wurde.

Als Anlass für den Sturm auf die UN-Niederlassung hatte dem Lynchmob angeblich eine Koranverbrennung des amerikanischen Evangelikalen Terry Jones gedient. Unter den Toten sollen sich drei Europäer und vier nepalesische Wachen befinden. Die Gurkha-Wachen wurden angeblich mit Sturmgewehren erschossen und die Europäer mit Messern enthauptet. Der Großteil der auf über 2000 Teilnehmer geschätzten Gewaltmasse wird wohl straffrei ausgehen: Nach Angaben des Polizeichefs Abdul Rauf Tja wurden bisher lediglich 27 Personen festgenommen.