Pflanzen als Lebensgrundlage werden knapper

Wie viel pflanzliche "Biomasse" muß im System bleiben?

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Der Konsum an Pflanzen nimmt immer weiter zu, sei es als Nahrung, Energielieferant, Rohstoff oder Baustoff. Bei uns wurde gerade der Biospritanteil hochgeschraubt, Pelletheizungen werden schon seit längerem als klimaneutral propagiert und auch die Chemieindustrie lotet Pflanzen als Rohstoffquelle für chemische Prozesse aus. Italien hat zum Jahresbeginn gerade landesweit Plastiktüten aus Erdöl verboten - es dürfen jetzt nur noch Tüten aus nachwachsenden Rohstoffen eingesetzt werden. Die Folge all dessen: weltweit steigt der Pflanzenverbrauch.

Marc Imhoff von der Nasa stellte dazu auf einer Geophysiktagung in San Francisco eine Zehnjahresstudie zum weltweiten Konsum von Pflanzen durch den Menschen vor. Für die Untersuchung wertete die Nasa Satellitenbilder aus. Ergebnis: Während die Nettoproduktion an Pflanzen-Biomasse in allen Weltregionen seit 1995 annähernd konstant geblieben ist steigt der Konsum. Imhoff: "1995 hat die Menschheit 20 Prozent der verfügbaren Biomasse genutzt, die Landpflanzen durch Photosynthese erzeugten. 2005 waren es schon 25 Prozent. Das ist ein ziemlich starker Anstieg über einen sehr kurzen Zeitraum" und der Trend setzt sich fort.

Industrieländer wie Kanada und die USA liegen zurzeit pro Einwohner noch bei einem Konsum von sechs Tonnen Kohlenstoff aus Pflanzen pro Jahr. In Schwellenländern Südostasiens sind es noch etwa zwei Tonnen. Aber mit der zunehmenden Industrialsierung legt der Pflanzenverbrauch gerade dort am stärksten zu. In den zehn Jahren des Beobachtungszeitraums stieg der Pflanzenverbrauch in Südostasien pro Einwohner um 30 Prozent. Die Autoren der Untersuchung haben hochgerechnet, dass eine Angleichung der Konsumgewohnheiten in Südostasien an die westlicher Industrieländer mittelfristig zu einem Verbrauch von 56 Prozent der jährlichen Pflanzenproduktion führen wird - die restliche Biomasse muß dann für die gesamte übrige belebte Umwelt reichen.