Uran wird immer teurer - und wahrscheinlich auch knapper

Hinter den Zeilen des optimistisch angelegten Berichts der Euratom Supply Agency wird deutlich, dass es um die Versorgungssicherheit der Atomkraftwerke nicht bestens steht

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Nach dem Bericht für das Jahr 2009 der Euratom Supply Agency (ESA) werden die Uranvorräte knapp und teuer. Das dürfte den politischen Vertretern der Atom-Lobby, die in der Atomenergie eine "Brückentechnologie" sehen und die Laufzeit der alten Meiler verlängern wollen, nicht wirklich in den Kram passen. Nun ist schon immer noch nicht klar, wohin der Atommüll entsorgt werden soll und welche Kosten dies mit sich bringen wird, mit der prognostizierten Verknappung und Verteurung gehen den Atombefürwortern zusätzlich die Argumente aus, auch wenn die Kosten für Uran bislang nur 5 Prozent der totalen Kosten zur nuklearen Stromerzeugung ausmachen sollen.

Der durchaus für die Atomenergie werbende Bericht, der in dieser eine Preisgünstige und klimafreundliche Energie sieht und positiv feststellt, dass die Produktion von natürlichem Uran vor allem in Kasachstan angestiegen ist, muss aber auch konstatieren, dass gegenwärtig nicht genügend natürliches Uran auf dem Markt, um die vorhandenen Atomkraftwerke mit Brennstoffen zu versorgen. Zwischen 25 und 30 Prozent der Brennstoffe werden aus Sekundärquellen, aus Lagerbeständen, wiederaufbereiteten Brennstäben oder abgerüsteten Atomwaffen gewonnen.

Obgleich die Produktion von natürlichem Uran weltweit um 19 Prozent auf 50,5 Kilotonnen angestiegen ist, liegt der Verbrauch bei mehr als 65 Kilotonnen. Seit 20 Jahren wird mehr verbraucht als abgebaut. Im Bericht wird daher von einer "großen Kluft" gesprochen. Und der Verbrauch würde natürlich weiter ansteigen, wenn die "Renaissance der Atomenergie" zum Bau neuer Atomkraftwerke führt. In der EU befinden sich 6 neue Atomkraftwerke in Finnland, Frankreich, Bulgarien und der Slowakei im Bau. Mittelfristig, so versichert der Bericht, sei die Versorgung mit nuklearen Brennstoffen gesichert. Man setzt auf die Reaktoren der Generation IV, aber die sind noch weit entfernt, inzwischen explodieren regelmäßig die Kosten beim Bau von EPR-Reaktoren der Generation III.

Die Atomindustrie zehrt also auch noch vom atomaren Wettrüsten, durch das große Berge an nuklearem Material angehäuft wurde, allerdings wachsen auch die Berge von abgetrenntem Plutonium, die durch die zivile Nutzung entstehen und nur in geringem Maße durch Verarbeitung von Plutonium zu Uran-Plutonium-Mischoxidbrennstoff (MOX) abgebaut und in Reaktoren eingesetzt werden. Die Versorgung durch Sekundärquellen wird aber in den nächsten Jahren bereits um die Hälfte zurückgehen, vor allem weil in Russland das Programm zur Umwandlung des für Atomwaffen hoch angereicherten Urans (HEU) ausläuft sowie in diesem Jahr die Wiederaufbereitung westlicher Brennstäbe beendet wird.

2009 sind die Preise für Uran, das für die 144 Atomkraftwerke in der EU vor allem von Kanada, Russland, Kasachstan, Australien und Niger eingeführt wird, gegenüber dem Vorjahr bereits um 18 Prozent von 47,23 Euro pro Kilogramm auf 55.70 Euro gestiegen. Die Spot-Preise sind um 43 Prozent im selben Zeitraum gestiegen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium erklärt, stieg der Uranpreis zwischen 2003 bis 2007 um 1.300 Prozent. Ein im Juli veröffentlichter IAEA-Bericht geht zwar davon aus, dass die Uranvorräte noch hundert Jahre reichen würden, wenn der Verbrauch auf der Höhe von 2008 konstant bliebe. Allerdings sei jetzt schon kostengünstiges Uran teurer geworden, weil die Kosten für den Abbau gestiegen sind und die leicht zugänglichen Reserven schwinden. Obgleich auch dieser Bericht hoch optimistisch ist, heißt es, dass der erwartete Anstieg des Abbaus und von Uranminen auch einen wachsenden Bedarf bis 2030 sicher stellen würde, wird hinzugefügt, dass man nicht sicher mit diesem Wachstum an Uran rechnen könne und man weiterhin auf Sekundärquellen angewiesen sei. Das klingt keineswegs so optimistisch wie die Prognose aus dem Hause Brüderles, wo man versichert, die Uranvorräte würden locker 200 Jahre reichen.

Nach Untersuchungen von Astrid Schneider, Solarwissenschaftlerin im Beirat der Grünen-nahen Energy Watch Group und Sprecherin der AG Energie der Öko-Partei, sind viele Länder, Deutschland insbesondere, extrem abhängig von Importen. Vorrätig sind Uranreserven zwischen einem Jahr und vier Monaten, das garantiert nicht gerade Energiesicherheit.