Britische Behörde konstatiert Sicherheitsmängel bei geplanten französischen EPR-Reaktoren

Der von EDF und Areva geplante Bau der vier neuen Atomkraftwerke in Großbritannien könnte sich verzögern.

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Die von Frankreichs Präsidenten Sarkozy angekündigte "Renaissance der Atomkraft" war auch damit verbunden, dass in Großbritannien gleich vier neue Atomkraftwerke mit einer Leistung von jeweils 1.600 MW von den Konzernen Areva und EDF bis 2025 gebaut werden sollen.

Ob alles so schnell vorankommt, wie gedacht, ist nun aber unsicher geworden. Die Aufsichtsbehörde Nuclear Installations Inspectorate (NII), angesiedelt bei der Gesundheits- und Sicherheitsbehörde, hat in einem Brief an die beiden französischen Konzerne Sicherheitsbedenken geäußert. Sie betreffen das zentrale System zur Steuerung und Bedienung von zwei EPR-Reaktoren. Atomkraftwerke mit den Druckwasserreaktoren der 3. Generation werden bereits – mit Pannen, Verzögerungen und erheblichen Verteuerungen - in Finnland (Olkiluoto 3) und in Frankreich (Flamanville) gebaut.

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Kontrollraum für ERP-Reaktor. Grafik: Areva

Die Prüfung der Computerzentrale, mit der das Kraftwerke überwacht und gesteuert wird, ergab, dass die Systeme, die eigentlich unabhängig sein sollen, zu stark zusammen hängen, was die Sicherheit kompromittieren würde. Die Computerzentrale sei zu komplex: "Wir haben ernsthafte Bedenken über den Vorschlag, nach dem Systeme der unteren Sicherheitsstufe bei Systemen höherer Sicherheitsstufen etwas überschreiben können." Bemängelt wird überdies, dass keine Sicherheitsmonitore oder händisch zu bedienende Steuerungen in der Zentrale oder einer Notstation vorgesehen sind, um bei Gefahr den Reaktor abzustellen. Auch in Finnland, wo der EPR-Reaktor immer noch in Betrieb ist und einige Milliarden Euro teurer als geplant wird, waren bereits Bedenken wegen des zentralen Steuerungssystems geäußert worden.

Wie die Times schreibt, ist nach den Sicherheitsmängeln unwahrscheinlich, dass EDF den ersten Reaktor bis 2017 bauen kann. NII wird nur eine Genehmigung erteilen, wenn überzeugend nachgewiesen werden, dass Reaktoren sicher gebaut und betrieben werden können. Areva bemüht sich, die Pläne zu überarbeiten, aber auch hier könnte sich das Genehmigungsverfahren über 2011 hinaus verzögern. EDF hatte bereits angekündigt, auch schon vor der endgültigen Genehmigung mit Baumaßnahmen bei zwei Atomkraftwerken zu beginnen.