Vollständiger Umstieg auf Wind & Co. möglich

Studie des Umweltbundesamtes zeigt, dass Deutschland in 40 Jahren vollständig ohne Kohle, Erdags, Uran und Erdöl auskommen könnte

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Der Markt für Windenergie- und Photovoltaikanlagen ist äußerst dynamisch, wie zuletzt ein kleiner Übersichtsbericht für die EU-Kommission gezeigt hatte. Der Absatz wächst von Jahr zu Jahr und lässt sich nicht einmal von der Wirtschaftskrise beeindrucken, die lediglich 2009 im Zuwachs eine leichte Delle hinterließ. Für die ersten 100 GW brauchte die Windenergiebranche 20 Jahre, die zweiten 100 GW werden vermutlich schon bald innerhalb von nur drei Jahren erreicht sein.

Aber der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern in der Stromproduktion ist noch nicht einmal die Hälfte der Miete, wenn die Energieversorgung auf Erneuerbare umgestellt werden sollen. In Europa wird rund die Hälfte der Endenergie für Raumwärme verbraucht. Eine große Rolle spielt weiterhin der Transportsektor.

Entsprechend muss wesentlich mehr in die Wärmedämmung, in Solarthermie und in Blockheizkraftwerke investiert werden. Außerdem muss Verkehr massiv auf öffentliche Verkehrssysteme umgelagert, und diese wie auch der verbleibende Individualverkehr auf Elektro-Motoren umgestellt werden. Wenn schließlich noch in allen Bereichen der Einsatz von Energie deutlich effizienter gestaltet wird, dann kann bis 2050 der Umstieg auf Wind & Co. Gelingen.

Das ist der Ergebnis zweier Studien, die dieser Tage vorgestellt wurden. Die eine wurde von Greenpeace und dem Europäischen rat für Erneuerbare Energien in Auftrag gegeben und vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum erstellt. Ergebnis: Die EU kann 2050 92 Prozent ihres Energiebedarfs mit erneuerbaren Energieträgern abdecken und 95 Prozent der CO2-Emissionen vermeiden. Dazu ergäben sich noch Einsparungen bei den Energiekosten von 650 Milliarden Euro.

Deutschland, so das Ergebnis einer zweiten Studie, die das Umweltbundesamt (UBA) erstellt hat, könnte es bis 2050 sogar auf 100 Prozent bringen. Ohne politischen Willen geht es jedoch nicht. Subventionen für fossile und nukleare Kraftwerke müssten gestrichen werden (In Deutschland gehen jährlich etwa zwei Milliarden Euro in die Unterstützung des Steinkohlebergbaus.), Markteinführung erleichtert und vor allem die Netze aus- und umgebaut werden. Letztere entwickeln sich immer mehr zum Engpass.

Für die UBA-Studie wurden für unterschiedlich Wetterlagen die Szenarien durchgerechnet. Heraus kam, dass die Erneuerbaren trotz der Variabilität von Wind und Sonne für eine sicher Versorgung ausreichen, sofern es einen deutschlandweiten Stromaustausch gibt. Voraussetzung ist außerdem, dass ein entsprechendes Lastmanagement betrieben und ausreichen in Speicher investiert wird.

All das setzt natürlich entsprechende Planung und Regelung durch den Gesetzgeber voraus. UBA-Chef Jochen Flasbarth plädiert für schnelle Entscheidungen: „Je früher, je entschlossener wir handeln, desto mehr Zeit bleibt uns für die notwendigen technischen und gesellschaftlichen Anpassungen.“