Zyanidproduzierendes Gras nicht genmanipuliert

Der mysteriöse Tod einer Rinderherde in Texas könnte auf eine spontane Mutation zurückzuführen sein

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Der Texaner Jerry Abel betreibt in der Nähe der östlich von Austin gelegenen Stadt Elgin eine etwa 80 Morgen große Ranch. Vor drei Wochen verendeten ihm nach eigenen Angaben innerhalb von Stunden 15 Stück Vieh aus einer 18-köpfigen Herde von Corriente-Rindern beim Grasen. Was genau den Tod der Rinder verursachte, ist noch nicht klar. Erste Untersuchungen wiesen auf eine mögliche Zyanidvergiftung hin, bei der auf der Weide wachsende Pflanzen eine Rolle gespielt haben könnten.

Konkret geht es dabei um Gras der Sorte Tifton 85. Allerdings pflanzt Abel das sehr proteinreiche Gras bereits seit 15 Jahren an, ohne dass es zu auffälligem Viehverlust gekommen wäre. Auch seine Nachbarn nutzen das Produkt. Auf ihren Weiden wurden zwar teilweise ebenfalls erhöhte Zyanidwerte gemessen, bislang verendete aber noch keines Ihrer Rinder daran. Um das Rätsel aufzuklären, hat das US-Landwirtschaftsministerium nun Wissenschaftler nach Texas entsandt, die den Fall mit mehr Fachwissen als die örtlichen Behörden aufklären sollen.

CBS berichtete am Samstag, dass Tifton 85 gentechnisch manipuliert sei. Eine Meldung, die wie zur Aufmerksamkeitserzeugung gemacht schien und sich entsprechend schnell und weit verbreitete. Tatsächlich handelt es sich bei Tifton 85 aber lediglich um eine Kreuzung aus südafrikanischem Bermudagras und der älteren Sorte Tifton 68. Solche Kreuzungen werden ganz ohne gentechnische Mittel durchgeführt, seit der Mensch die Landwirtschaft entdeckte. Statt sinisterer Wissenschaftler könnte es deshalb eher die von manchen Gentechnikgegnern verehrte Natur gewesen sein, die das Gras über eine spontane Mutation verstärkt giftige Blausäureverbindungen produzieren ließ. Für Kreationisten bietet sich alternativ ein Gott als Erklärung an, der den Texaner strafen oder prüfen will.