Nichts gelernt aus Fukushima?

IEA-Chef Nobuo Tanaka will deutschen Alleingang beim Atomausstieg verhindern

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Diese Woche sind nur noch vier Kernkraftwerke in Deutschland am Netz. Es zeigt sich, wie offensichtlich entbehrlich die Technik mittlerweile ist. Und der Ausstieg könnte jetzt noch schneller kommen. Die erneute Wahlschlappe für die CDU in Bremen könnte den Ausstieg noch einmal beschleunigen, der bisher vage auf "um 2022" terminiert war. Denn mittlerweile dürfte es den Parteioberen dämmern, dass ihr beherzter Einsatz für die Energiekonzerne in der gezeigten Form auch den Wünschen vieler eigener Stammwähler massiv widerspricht.

Nobuo Tanaka, Chef der Internationale Energieagentur (IEA) mit Sitz in Paris(!), wittert Ungemach und warnte deshalb schon einmal vorsorglich vor einem "Alleingang" Deutschlands beim Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie. Ein deutscher Alleingang gefährde eine sichere Energieversorgung in Europa. Im Interesse der Region solle Deutschland eine gemeinschaftliche Entscheidung in der EU anstreben. Er prognostiziert, dass auch Deutschlands Versorgungssicherheit bei einem Ausstieg sinken werde, weil das Land dann mehr Elektrizität, Gas und Kohle importieren müsse.

Aus dem GAU in Fukushima leitet der IEA-Chef mit japanischen Wurzeln dagegen nur zwei Konsequenzen ab: Kernkraftwerke könnten teurer werden und damit der von ihnen erzeugte Strom, weil die Sicherheitsanforderungen angezogen würden. Und die IEA werde in den Projektionen für ihren nächsten "World Energy Outlook" nun auch ein Szenario aufnehmen, in dem der Anteil der Kernkraft an der weltweiten Stromproduktion im Jahr 2035 statt 14 Prozent nur noch zehn Prozent betragen werde (2008 lag er bei 13,5%).

Doch schon vor Berechnung dieses Modells glaubt Tanaka zu wissen, dass es dann nämlich weniger weltweite Energie-Versorgungssicherheit geben werde, weil mehr Strom aus Gas und aus erneuerbaren Energien erzeugt werden müsse. Diese Voreingenommenheit zeigt vor allem eines: auf die Meinung der IEA sollte man bis auf weiteres nichts mehr geben, weil ihre Voten anscheinend schon feststehen, bevor überhaupt gerechnet wurde.