Neue Mehrheit in den USA

Mehr als die Hälfte der Kinder in öffentlichen Schulen hat Anspruch auf staatliche Lebensmittelhilfe

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Armut der Eltern dürfte wohl das wichtigste Hindernis sein, das der Gesundheit, intellektuellen Entwicklung und späteren beruflichen Karriere eines Kindes im Wege stehen kann. Das verheißt nichts Gutes für die USA, wo der Anteil der Schulkinder, die vom Staat mit Lebensmitteln unterstützt werden müssen, in den letzten zehn Jahren dramatisch zugenommen hat. So lag laut einem aktuellen Bericht der Southern Education Foundation der Anteil der Kinder aus einkommensschwachen Familien (definiert als weniger als 130 Prozent der offiziellen Armutsschwelle) in öffentlichen Schulen zuletzt in 17 der 50 untersuchten US-Bundesstaaten bei über 50 Prozent, während dies im Jahr 2000 nur bei vier Bundesstaaten der Fall war. Dabei besuchen immerhin 88% der US-Schulkinder öffentliche Schulen, 9% gehen in Privatschulen und 3 % werden zu Hause unterrichtet.

Da zu den Staaten, bei denen die Armen die Mehrheit stellen, bevölkerungsreiche Staaten wie Kalifornien, Texas und Florida zählen und in einigen Staaten die Quoten 70 Prozent und mehr erreichen, während nur 13 zumeist sehr kleine Staaten unter 40 Prozent Armutsquote vorweisen, muss mittlerweile mehr als die Hälfte der US-Schulkinder gratis oder zu reduzierten Preisen vom Staat verpflegt werden.

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Bild: Southern Education Foundation

Betrachtet man nur die Städte, sieht die Bilanz noch wesentlich schlechter aus. So liegt die Armutsquote der öffentlichen Schulen in städtischen Agglomerationen mit mehr als 100.000 Einwohnern für die gesamte USA bei 59,8 %, wobei Mississippi mit 83% in Führung liegt, gefolgt von den Städten in New Jersey (78%) sowie Louisiana, Illinois und Oklahoma, die alle über 70% liegen. Das könnte, zynisch betrachtet, immerhin den Vorteil haben, dass die durch öffentliche Hilfen als "arm" definierten Kinder als Mehrheit im Klassenverband wenigstens kaum ausgegrenzt und stigmatisiert werden können.