Snowden-Dokumente: BND war 2008 besserer Glasfaser-Abhörer als GCHQ

Schweizerischer Nationalrat vermutet, dass alle Geheimdienstchefs die Politik in großem Maßstab über das Ausmaß ihrer Aktivitäten täuschten

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Die Tageszeitung The Guardian lässt sich von Drohungen der britischen Regierung offenbar nur bedingt beeindrucken und veröffentlicht weiter Erkenntnisse aus dem Material, das ihr der nach Russland geflüchtete NSA-Whistleblower Edward Snowden überlassen hat. Danach arbeitete das britische Regierungskommunikationshauptquartier GCHQ zumindest bis vor Kurzem eng mit den Geheimdiensten anderer europäischer Länder zusammen, um Überwachungstechnik zu verbessern und neu zu erfinden.

Unter den Kollaborateuren befindet sich dem Bericht nach auch der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND), was insofern verwundert, als sich hiesige Regierungsvertreter in den letzten Wochen und Monaten angesichts der Enthüllungen zum Umfang der Massenspionage von NSA und GCHQ nicht nur überrascht, sondern auch empört gaben. Eine Erklärung dafür wäre, dass der BND die Bundesregierung und das Parlament über das Ausmaß seiner Aktivitäten bewusst im Dunkeln hielt. Dem Zürcher Nationalrat Daniel Vischer zufolge ist "kein Geheimdienstchef [...] so blöd, seinen Chefs alle Einzelheiten der Geheimdiensttätigkeit vorzulegen". Andernfalls riskiere er, "dass dieser gewisse Aktivitäten unterbinde".

Ein Bereich, bei dem das GCHQ auf die Dienste des BND zurückgriff, war angeblich das Anzapfen von Glasfaserkabeln. Hier sollen die Deutschen einem GCHQ-Dokument zufolge bereits vor fünf Jahren einem Volumen von bis zu 100 GBit/s gearbeitet haben, während die Briten sich damals noch mit einer Kapazität von 10 GBit/s abfinden mussten. Die Franzosen leisteten angeblich gute Arbeit in Sachen Kryptographie. Schweden diente nach einem 2008 erlassenen Gesetz, das es dem örtlichen Geheimdienst erlaubt, grenzüberschreitende Emails und Telefonate ohne gerichtliche Genehmigung auszuspähen, als eine Art Versuchsgelände. Im ebenfalls an den Spähkooperationen beteiligten Mittelmeerland Spanien scheinen die Briten dagegen vor allem geheimdienstliche Entwicklungshilfe geleistet zu haben.