1,2 Millionen Dollar Schadenersatz für Foto-Nutzung: AFP und Getty Images bedienten sich auf Twitter

Der Fotojournalist Daniel Morel hatte Fotos vom schweren Erdbeben in Haiti über Twitter verbreitet. AFP und Getty Images haben sie ohne Erlaubnis an Medien verkauft – und müssen nun dafür büßen.

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"Quelle: Internet"? Schlechte Idee: Die Presseagentur AFP und der Fotodienst Getty Images müssen dem haitianischen Fotojournalisten Daniel Morel wegen Urheberrechtsverletzungen 1,2 Millionen US-Dollar (fast 890.000 Euro) Schadenersatz zahlen. Das hat am Freitag eine New Yorker Gerichtsjury nach einem dreieinhalb Jahre dauernden Prozess entschieden. Sie hat Morel damit die höchstmögliche Summe zugesprochen.

Morel hatte von dem Erdbeben in seiner Heimat am 12. Januar 2010 eindrucksvolle Fotos geschossen und über Twitpic auf Twitter veröffentlicht. Ein anderer Twitter-Nutzer verbreitete die Fotos weiter und behauptete, er habe sie angefertigt, schildert das Weblog der New York Times. Daraufhin habe AFP sich acht Fotos ohne Erlaubnis angeeignet und über seinen US-Partner Getty Images in den USA an Medien verkauft.

Morel ging vor Gericht und verlangte Schadenersatz. Bereits im Januar 2013 entschied der New York Southern District Court zu seinen Gunsten, nun wurde die Entscheidung der Jury bekannt gegeben. Die Fotos wurden unter anderem von den Zeitungen New York Times, Washington Post sowie den Fernsehsendern ABC und CBS verwendet. Diese hatten sich zuvor bereits mit Morel geeinigt.

Die britische-irische Vereinigung Editorial Photographers, die den Prozess beobachtet und ausführlich dokumentiert hat, berichtet, Jury-Mitglieder hätten sich über das Verhalten von AFP und Getty Images entrüstet gezeigt. Vermutlich sei dies der erste Fall, in dem ein großes Unternehmen für eine absichtliche Urheberrechtsverletzung verurteilt wurde. "Sie dachten, sie könnten diesen Kerl aus Haiti zerquetschen", wird Morel zitiert. "Sie lagen falsch." (anw)