Keine neue Idee, aber voll im Trend... ein billiges, schickes und brauchbares Head Mounted Display für Dein tolles Smartphone! Unter anderem durch das Open Dive-Projekt inspiriert, habe ich ein Modell, bestehend aus billigen Teilen (größtenteils aus Beständen meines Bastelarchivs) zusammengebaut.
Zutaten
Gestell:
- 2 Kopfbandlupen (Head Magnifying Glasses)
- 2 Feststellschrauben (z.B. von Saugnapfhaken)
- etwas Dichtungsgummi und ein Gummiband.
Display:
- Smartphone (mindestens 5 Zoll)
- Open-Source-Apps z.B. von OpenDive, bzw. 3D-Filme (im SBS-Format)
Werkzeuge:
- Bohrer, Heißkleber, Cutter (oder besser eine Laubsäge), Schraubendreher und eventuell noch einen kleinen Schraubstock
Das Projekt
Als Grundlage dienen zwei Kopfbandlupen für jeweils 4,95 Euro, die schon seit mindestens sieben Jahren ohne Verwendung im Schrank ausharren mussten. Ich hatte sie damals für ein PocketPC-HMD-Projekt gekauft. Leider hatte das wegen der Displaygröße nie richtig funktioniert. Da brachte die Heise-News über das Dive-Projekt die Rettung. Stefan Welker hat einen 3D-Print-Bauplan für seine Dive veröffentlicht und entsprechende Open-Source-Treiber für das Headtracking, sowie ein paar Demos programmiert. Das Funktionsprinzip ist einfach. Man nehme ein mehr oder weniger aktuelles Smartphone mit 5-Zoll-Display und größer und lässt dort eine 3D-Anwendung, bzw. einen 3D-Film im SideBySide-Format laufen. Mit davor montierten Linsen ausreichender Vergrößerung und korrektem Abstand ist dann alles in 3D zu sehen.
Um den richtigen Abstand zwischen Linsen und Display und somit die gewünschte Schärfe zu justieren, lassen sich bei dieser Konstruktion die beiden Kopfbandlupen ineinander verschieben. Am ersten Teil sitzt das Smartphone und am zweiten Teil sind die Linsen befestigt. Die Linsen sind einfache Taschenlupen mit 10-facher Vergrößerung, die ich für jeweils 2,50 Euro im Elektronikladen (SLY) gekauft habe. Ich habe mit verschiedenen Linsen, u.a. auch mit denen der Dive experimentiert. Vor allem durch den großen Durchmesser (40 mm) der hier verwendeten Taschenlupen hat das 3D-Bild kaum Verzerrungen im Randbereich und ist dadurch auch nicht unangenehm für die Augen.
Verbunden werden die Kopfbandlupen durch die Schrauben zweier 50-Cent-Saugnapf-Haken, welche mir immer wieder von der Wand gefallen sind. Die großen Stellschrauben sind griffig und passen vom Design ganz gut zusammen. Um das Display vor Kratzern zu schützen, habe ich Fensterdichtungsschnipsel an die Frontseite geklebt. Gehalten wird das Smartphone durch ein Gummiband, in meinem Fall das schicke Kopfband aus dem OpenDive Lens Kit. Es hat auf der Unterseite eine Gummierung und verbessert dadurch in Kombination mit dem Fenstergummi den Grip, so dass das Telefon nicht unten heraus rutscht. Das Smartphone guckt ja unten etwas heraus und lässt sich im Betrieb dadurch auch super bedienen.
Zwei Punkte wären bei meinem aktuellen Modell verbesserungswürdig: Das HMD kann man, so wie die ursprünglichen Kopfbandlupen, nach oben klappen, was eigentlich ziemlich praktisch ist. Allerdings sitzen dadurch die Lupen direkt auf der Nase, was durch das Gewicht des Smartphones nach kurzer Zeit unangenehm wird. Hierzu wollte ich eigentlich noch ein zweites Paar der Saugnapfschrauben besorgen und damit die vernieteten Befestigungen des Kopfbandes ersetzen. Vielleicht montiere ich aber auch einfach nur ein zweites Kopfband, welches oben über den Kopf geht. Desweiteren fehlt aktuell noch eine Trennwand, um sicherzustellen, dass man auf jedem Auge nur die jeweilige Bildhälfte sieht. Es entsteht dadurch rechts und links vom 3D-Bild eine Art Schatteneffekt. Ein dünnes Stück Plastik oder Pappe an die entsprechende Stelle geklebt, und das Problem sollte gelöst sein.
Bauanleitung
Eigentlich könnte man alles wie MacGyver mit einem Messer und einem Kaugummi zusammenbauen, da sich das dünne Plastik gut bearbeiten lässt. Ich habe zunächst bei beiden Kopfbandlupen die Frontseite mit den Linsen herausgeschnitten. Nebenbei erwähnt: diese Linsen nicht wegschmeißen... sie eignen sich perfekt für eine 2D-Optik: Man könnte anstelle der 3D-Linsen diese Linsen montieren und hat den Effekt, als würde man vor einem großen Monitor sitzen.
Bei der ersten Kopfbandlupe, an welche das Smartphone gesetzt wird, habe ich so viel herausgeschnitten, dass (wenn man das Telefon vorne anhält) das Display vollständig zu sehen ist. Beim hinteren Gestell ist die Frontseite komplett weggeschnitten. Dadurch kann man es in das erste Gestell stecken. Zuvor habe ich dort noch das vernietete Kopfband mit einem Schraubendreher abgehebelt. Durch die entstandenen Löcher konnte ich die Bohr-Markierungen am darunterliegenden Gestell machen. Jeweils die Endpunkte für den Schiebemechanismus.
Dann mit einem Bohrer die Löcher gemacht und mit einer Laubsäge den Bereich dazwischen ausgesägt. Ein kleiner Schraubstock ist dazu sehr nützlich, weil man an dessen Oberkante gerade Schnitte hinbekommt. Die Löcher, an denen das abgetrennte Kopfband befestigt war, habe ich auch etwas vergrößert, damit die Plastikschrauben der Saugnapfhaken durchpassen. Die Saugnäpfe kann man leicht mit dem Messer wegschneiden. Die Plastikschrauben werden bei mir dann noch mit Unterlegscheiben stabilisiert.
Jetzt könnte man die beiden Linsen mit einer Heißklebepistole an die gewünschten Stelle kleben. Sie lassen sich mit einem kleinen Schraubendreher leicht aus der Hülle der Taschenlupe schrauben. Ich habe diese Hülle allerdings zu einem Klappgelenk umfunktioniert und nur das ausgeschnittene Gelenkteil an das Gestell geklebt. Somit kann ich beide Linsen wegklappen und zum Beispiel mit den weiter oben beschriebenen 2D-Linsen experimentieren. Die Linsen sollten jedenfalls so montiert werden, dass sie möglichst nah vor den Augen platziert sind und gut auf der Nase sitzen.
Schließlich habe ich das Dive-Kopfband passend zurecht geschnitten und dort Löcher an die Stelle geschnitten, wo die Plastikschrauben sitzen. Man kann somit auch beim Einsetzen des Smartphones das Gummiband lösen.