Nelson Mandela gestorben

Die Hoffnungen des ehemaligen südafrikanischen Staatspräsidenten auf die Entwicklung seines Landes erfüllten sich nur bedingt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Gestern starb der ehemalige südafrikanische Staatspräsident Nelson Mandela im Alter von 95 Jahren in Johannesburg an einem Lungenleiden. Der Rechtsanwalt hatte 1944 die Jugendbewegung des African National Congress (ANC) gegründet und wurde 1963 wegen der Planung von Sabotage- und Terrorakten zu lebenslanger Haft verurteilt. Mandela rechtfertigte diese Planungen damals mit der Erfolglosigkeit anderer Mittel. 1990, nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Ende der Befürchtung, dass ein von ihm regiertes Südafrika an Moskau fallen könne, kam der Sohn eines Xhosa-Stammesfürsten frei.

Vier Jahre später beendete Frederik Willem de Klerk die Apartheid-Rassentrennung und eine Mehrheit der Bevölkerung wählte Mandela für fünf Jahre zum Staatspräsidenten. Danach wurden zwar die Befürchtungen eines großen Bürgerkrieges zwischen Xhosa und Zulu oder einer vollständigen Vertreibung der Buren nicht Wirklichkeit, aber auch die Ubuntu-Träume des ANC blieben unerfüllt: Stattdessen schossen die Mord- und Vergewaltigungsraten in die Höhe und die schwarzen Südafrikaner wandten sich gegen Zuwanderer aus anderen afrikanischen Ländern.

Mandelas Nachfolger im ANC und in der Regierung erwecken nicht immer den Eindruck, dass sie den Willen und die Fähigkeiten haben, die Lage zum Besseren zu wenden: Der aktuelle Staatspräsident Jacob Zuma glaubt beispielsweise, dass Duschen vor Aids schützt, und ist in zahlreiche Korruptionsskandale verwickelt. Damit steht er im ANC allerdings keineswegs alleine da: Der Machtmissbrauch der Funktionäre und deren Günstlingswirtschaft gelten als wichtige Ursachen dafür, dass es vielen Südafrikanern heute nur sehr bedingt besser geht als vor 20 Jahren. Und als schwarze Polizisten im letzten Jahr an der Marikana-Mine 34 streikende Bergarbeiter erschossen, da fühlten sich viele Bürger des Landes an ähnliche Ereignisse aus dem letzten Jahrhundert erinnert.