Google und GCHQ wollen das Internet von Kinderpornographie säubern

Google sperrt 100.000 Suchausdrücke in über 150 Sprachen, die dazu verwendet werden können, Bilder von sexuellem Kindesmißbrauch zu finden. 13.000 weitere Begriffe führen zur Anzeige einer Warnmeldung am Beginn der Suchergebnisse.

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Googles Verwaltungsratschef Eric Schmidt kündigte in der Daily Mail an, über 200 Personen hätten an der Entwicklung neuester Technologien zur Bekämpfung von kinderpornographischen Inhalten gearbeitet. Weiter haben die Ingenieure von YouTube in Zusammenarbeit mit Microsoft eine neue Methode entwickelt, um Videos auszumachen, die Opfer von sexueller Gewalt zeigen. Obwohl keinerlei weitere Informationen herausgegeben werden, ist anzunehmen, dass es sich bei den "state of the art"-Entwicklungen um Weiterentwicklungen von Produkten wie "Perkeo" handelt.

Interessant ist, dass die Warnhinweise, die bei den 13.000 "weiteren Begriffen" eingeblendet werden, nicht nur von Google selbst, sondern auch von gemeinnützigen Organisationen kommen sollen. Google hofft weiterhin, die Anwendungen auch Organisationen wie NCMEC (National Center for Missing and Exploited Children – in den USA) zur Verfügung stellen zu können. NCMECs Datenbank sowie die daraus abgeleiteten Aussagen über die Verbreitung von Abbildungen sexueller Gewalt dienen auch europäischen Organisationen wie Innocence in Danger als Referenz, welche durch ihre Zusammenarbeit mit Projekten wie Tatort Internet in Deutschland kritisch beäugt wurden. Über den Umweg des NCMEC fließen die US-amerikanischen Analysen und Angaben (weitgehend unüberprüft von den Organisationen) in die Debatte über "Kinderpornographie im Internet" ein – nicht zuletzt durch die eher einseitig geprägte Diskussion innerhalb der EU-Kommission, die bereits von Opfergruppierungen kritisiert wurde.

Wie schon bei den Stoppschildern im Internet stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit von Warnhinweisen und Sperren. Die wenigsten Pädophilen dürften auf Google und YouTube nach Material zur Befriedigung ihrer Lust suchen. Die Szene verlagert sich immer mehr ins "Darknet", in dem die Herkunft der Anfrage durch Anonymisierungssoftware wie TOR verschleiert wird. Eine Abschreckungskampagne von Google senkte unlängst die Anfragen nach illegalen Inhalten um 20%. Die Frage ist, ob dadurch wirklich Kriminelle von ihren Taten abgehalten wurden oder ob sie einfach andere Wege zu ihrem Ziel fanden.

Aber auch das Darknet soll nach Ankündigung von Großbritanniens Premier David Cameron kein Zufluchtsort für Kriminelle sein. Das GCHQ, der durch Abhöraktionen von Politikern in die Medien geratener Nachrichtendienst, soll sich bei der Bekämpfung von Material einbringen, das sexuellen Missbrauch von Kindern zeigt und über Peer-to-Peer-Netze getauscht wird. Gefragt, ob sich die Leute mit dem damit verbundenen Eindringen in die Privatsphäre wohlfühlen würden, meinte Cameron, dass "die Leute verstehen, dass ein Verbrechen ein Verbrechen ist, ob es auf der Straße oder im Internet begangen wird".

Angesichts der Snowden-Enthüllungen ist zu befürchten, dass es nicht wirklich um das Wohl von Kindern geht, sondern dass hier nur eine neue Rechtfertigung für die bekannt gewordene Spitzelei herhalten soll. Nachdem aber noch nicht geklärt ist, ob die Aktivitäten des GCHQ sich im Rahmen des Legalen bewegt haben, könnte sich Camerons Anmerkung noch als Bumerang erweisen.