Kein pauschales Abschalten mehr

Immer mehr Strom im Netz. Solaranlagen sollen jetzt zur Systemstabilisierung am Netz bleiben, anstatt aus dem Netz gedrängt zu werden

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Wechselrichterhersteller SMA ist von Eon mit der Umrüstung von 13.000 Photovoltaikanlagen im Versorgungsgebiet von Eon Mitte beauftragt worden. Die Umrüstung soll Fehlvorgaben von früher korrigieren, dass nämlich ältere Photovoltaikanlagen durch eine vorgeschriebene automatische Abschaltung bei Überschreiten einer Netzfrequenz von 50,2 Hertz alle gleichzeitig abschalten und damit die Netzstabilität gefährden.

Dieses Umdenken, weg vom Abschalten, hin zur Nutzbarmachung der übers Land verteilten Wechselrichter in den Regenerativ-Kraftwerken zur Stabilisierung bedeutet aber auch noch eine Menge Arbeit. Denn gemäß der Systemstabilitätsverordnung müssen jetzt bis Dezember 2014 mehr als eine Million Wechselrichter in rund 400.000 Photovoltaikanlagen nachgerüstet werden. SMA hat bisher rund 3.000 Anlagen mit 20.000 Wechselrichtern umgerüstet.

Andererseits ist es höchste Zeit für den Systemwechsel. Denn nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme nimmt die Strommenge im Netz weiter zu und bis Ende Dezember wird erstmals ein Überschreiten von 30 TWh an Exportüberschüssen innerhalb eines Jahres erwartet. Im November waren es noch einmal rund drei TWh und summierten sich für 2013 damit auf bisher 27,5 TWh. Damit liegt der Exportsaldo in diesem Jahr bereits jetzt weit höher als im bisherigen Rekordjahr 2012, das auf einen Exportsaldo von 22,5 TWh kam.

Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme hatte im Sommer in einem Feldversuch am Beispiel des Solarparks im schwäbischen Dürbheim gezeigt, dass Photovoltaikkraftwerke noch sehr viel mehr zur Netzstabilisierung herangezogen werden können. Dabei wurde getestet, wie sich die Solaranlage verhält, wenn die Netzspannung plötzlich ganz zusammenbricht. Diesen sogenannten "Low Voltage Ride Through Test" hat die Anlage problemlos bestanden. Mit solchen Tests sollen verfeinerte Regelstrategien entwickelt werden um Solarparks als zuverlässige Komponenten der Energieversorgung zu etablieren.

Dazu müssen aber nicht nur die großen Solarparks, sondern auch die kleineren Anlagen in der Lage sein, bei der Stabilisierung des Stromnetzes mitzuwirken. Das bedeutet auch ein Umdenken von bisherigen Kraftwerkskategorien. So sah die Mittelspannungsrichtlinie für EE-Anlagen am Mittelspannungsnetz bisher nur für Solaranlagen, Biogasgeneratoren oder Windkraftwerken > 100 kW Spitzenleistung vor, dass sie sich während der Netzeinspeisung an der Spannungshaltung regulierend und stabilisierend beteiligen. Auf anderen Netzebenen dürfte das in Zukunft für alle Anlagengrößen gelten.