Gänsebraten-Blackout: Windige Weihnachten

Windstrom brät die deutsche Weihnachtsgans und die hiesigen AKW versorgen Österreich und die Niederlande

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Irgendwie scheint die alljährliche Warnung vor dem Gänsebraten etwas aus der Mode zu kommen. Zu den Ritualen des Weihnachtsfestes gehörte bisher die nicht ganz ernst gemeinte Mahnung der Stromwirtschaft, der beliebte Weihnachtsbraten würde das Stromnetz und die Erzeugungskapazitäten an ihre Grenzen bringen.

Weihnachten windig.jpg
Windräder decken einen beachtlichen Teil des Bedarfs am 24.12. während die schwerfälligen Grundlastkraftwerke (AKW und Braunkohleanlagen) für den Export weiter laufen. (Bild: Agora Energiewende)

Hintergrund war freilich weniger die Gefahr eines Blackouts, als dass man nur ein wenig auf sich aufmerksam machen wollte. Ein ernstes Problem hat es nie gegeben, da das Gros des deutschen Stromverbrauchs nun einmal nicht auf die privaten Haushalte entfällt. Im letzten Jahr blieb zum Beispiel am 24.12. und 25.12. der Verbrauch auch zur Spitzenzeit deutlich unter 60 Gigawatt (GW). Zum Vergleich: An einem Werktag im Winter kann er in der Spitze bis zu 82 GW betragen.

In diesem Jahr fehlt es aber nun in der Weihnachts-Presseerklärung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft völlig an der Warnung vor der Gans. Das mag daran liegen, dass die Kohle- und Atomkraftwerke der im BDEW vertretenen Unternehmen derzeit besonders wenig zu tun haben. Der Dezember war bisher derart windreich, dass die Windkraftanlagen gemeinsam mit den Biogas- und Wasserkraftwerken mehrfach etwas über 50 Prozent des Bedarfs abdecken konnten. Zuletzt in der Nacht auf den Heiligen Abend.

Dezember 13 vorläufig.jpg
Stromproduktion der Erneuerbaren im Dezember 2013. (Bild: Agora Energiewende)

Seit dem Abend des 23. liefern Windkraftanlagen durchgängig über 20 GW und werden, wie es derzeit aussieht, auch noch bis in den Abend hinein auf diesem Niveau weiter liefern (siehe erste Abbildung). Insgesamt sieht es ganz danach aus, dass dieser Dezember ein Rekordergebnis für die Windmüller bringen wird. In der zweiten Abbildung ist die bisherige Stromerzeugung regenerativer Energieträger im Dezember dargestellt. Der Vergleich mit der Vorjahreserzeugung in Abbildung drei zeigt, dass die Windkraft in diesem Monat bisher deutlich mehr geliefert hat als im Vorjahr. Das Bemerkenswerte dabei: Der Dezember 2012 war leicht überdurchschnittlich gewesen.

Dezember 2012.jpg
Stromproduktion der Erneuerbaren im Dezember 2012. (Bild: Agora Energiewende)

Es besteht also die Aussicht, dass der Dezember die bisher dürftige Jahresbilanz der Windenergie reichlich aufbessern wird. Die Betreiber konventioneller Kraftwerke versuchen sich mit massivem Export zu behelfen. Die letzte Abbildung zeigt, dass der Netto-Stromexport im Dezember fast durchgängig im Positiven verharrt. Schon in den ersten elf Monaten waren die Exporte auf Rekordniveau. 2013 verspricht also auch hier, einen neuen Rekord aufzustellen.

Stromexporte im Dezember.jpg
Stromexport im Dezember 2013. (Bild: Agora Energiewende)