Kinder – kein Freiwild!

UN-Konvention macht Feuer unterm Heiligen Stuhl

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Ende 2014, am 20. November, wird die UN-Kinderrechtskonvention 25 Jahre alt. Das Übereinkommen über die Rechte des Kindes wurde 1989 von der UN-Generalversammlung angenommen und ist seit dem 20. September 1990 in Kraft. Es regelt die Rechte von Kindern weltweit. Und die gelten auch für Rom.

Rom, der Sitz des Heiligen Stuhls, ist nicht zufällig der Adressat der jüngsten UN-Ansage. Überführte kirchliche Missetäter, so lautet das Votum des UN-Kinderrechtsausschusses von vergangener Woche, müssten umgehend der Justiz übergeben werden. In dem am Mittwoch in Genf vorgestellten Bericht fordern die Experten verbindliche Regeln im Kirchenrecht, um Kinder künftig vor Missbrauch im katholischen Kosmos zu schützen.

"Schande der Kirche"

Papst Franziskus selber nannte Mitte Januar während einer Frühmesse im Vatikan die Skandale "die Schande der Kirche". Wohlgemerkt: Die Skandale, nicht aber den Missbrauch als solchen!

Kirchliche Pressestellen zeigen währenddessen schon mal gerne das Motiv "Papst mit Kleinkind", eine höchst fragwürdige Propaganda angesichts der kriminellen Hintergründe.

Die Fakten sind nämlich alles andere als putzig: Zuletzt warfen die UN-Kinderrechtsexperten dem Vatikan schon mangelnde Transparenz im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Geistliche vor. Erzbischof Silvano Tomasi, der vatikanische Gesandte bei den UN, hatte zwar in öffentlicher Anhörung beteuert, man gehe mit aller Kraft gegen die Missstände vor. Aber entspricht das den Tatsachen?

Die Ausschussvorsitzende Kirsten Sandberg zeichnete vergangene Woche in Genf ein anderes Bild. "Meine einfache Antwort ist: Ja, es gibt eine Verletzung der Konvention, denn sie haben nicht alles getan, was sie hätten tun müssen." Der Vorwurf lautet zugleich, der Vatikan habe schon unter Papst Benedikt XVI. zu wenig gegen Kindesmissbrauch unternommen.

Das Ausmaß der Verbrechen wurde seitens der Kirche nicht nur totgeschwiegen, es ist auch nicht aus der Welt: Zehntausende Kinder und Jugendliche haben weltweit nach wie vor an den Folgen der klerikalen Vergehen zu tragen. Jetzt wird es aber eng: Der UN-Report verlangt eine Kinderschänder-Liste. Das bedeutet Feuer unterm Heiligen Stuhl.