AKW Brokdorf überflüssig

Atomkraftwerk bleibt nach erneuten Brennelemente-Problemen vom Netz. Sein Strom wird ohnehin nicht benötigt

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AKW Brokdorf an der Unterelbe (Bild: W. Pomrehn)

Das von Eon betriebene AKW Brokdorf bleibt übers Wochenende vom Netz, wie aus einer recht dürftigen Pressemitteilung der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht hervorgeht. Der Meiler war am Mittwoch vom Netz genommen worden. Der Betreiber berichtet, dass bei einer Inspektion im Abklingbecken abgebrochene Rückhaltefedern gefunden worden waren. Diese dienen demnach zur Fixierung der Brennelemente im Reaktor. Es sei unklar, ob auch bei den noch im Reaktor befindlichen Brennelementen diese Federn abgebrochen sind.

In Brokdorf, dem einzigen noch laufenden AKW in Hamburgs Nachbarschaft, hatte es zuletzt im August 2011 einen Zwischenfall gegeben, als dort ein Transformator ausfiel und kein Strom mehr ins Netz eingespeist werden konnte. Dadurch kam es zu einer Schnellabschaltung des Reaktors. Das ist für sich genommen schon kein auf die leichte Schulter zu nehmender Vorgang. Eine Anfrage der Kieler Landtags-Grünen brachte in diesem Zusammenhang aber ans Licht, dass es in Brokdorf schon seit einigen Jahren Schwierigkeiten mit den Steuerstäben gibt. Diese verformen sich offenbar im Reaktor, so dass "Handhabungsprobleme" auftreten. Nicht gerade beruhigend, wenn man bedenkt, dass die Stäbe sich im Falle einer Schnellabschaltung nicht verhaken dürfen.

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Screenshot der EEX-Seite am Nachmittag des 31.3. Windräder versorgen halb Deutschland (Bild: EEX)

So richtig gebraucht wird das Kraftwerk ohnehin nicht mehr. Am Samstag liefen von den verbliebenen neun Reaktoren noch gerade fünf, und einer davon, Gundremmingen C, auch nur mit gedrosselter Last. Nachzuschauen ist dies auf den entsprechenden Seiten von Eon und RWE.

Wie der obige Screenshot der Seite der Leipziger Strombörse zeigt, hatten am Samstag die schwerfälligen AKW- und Braunkohle-Grundlastkraftwerke reichlich Probleme. Zusammen haben sie eine Leistung von rund 32 GW (12 GW Uran, 20 GW Braunkohle). Aufgrund des reichlich anfallenden Wind- und Solarstroms trugen die konventionellen Kraftwerke, zu denen auch die Wasserkraftwerke gezählt werden, nicht einmal mehr 30 Gigawatt zur Versorgung bei. In der 12. Stunde lieferten Sonne und Wind durchschnittlich rund 27 GW und konventionelle Quellen 28 GW. Da zusätzlich noch Strom aus Biogasanlagen eingespeist wurde, der in dieser Statistik nicht auftaucht, dürfte damit die 50-Prozent-Marke überschritten worden sein.