AKW und Braunkohlekraftwerke behindern die Energiewende

Das Angebot von sauberem Strom wächst weiter und die Töne der Kraftwerkslobby werden schriller

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Am Wochenende hat sich mal wieder Beachtliches in der Stromproduktion getan. Wie schon berichtet sackten sowohl die Preise für den Grundlast- als auch den Spitzenlaststrom dramatisch ab. Die schwerfälligen Grundlastkraftwerke, betrieben mit Uran und Braunkohle, kamen nicht mit dem reichhaltigen Angebot an Solar- und Windstrom zurecht.

Hier nun die Zahlen im Einzelnen. Am Samstag erreichten die erneuerbaren zwischen 13 und 14 Uhr ihren Höhepunkt, wie die von der Agora Energiewende veröffentlichten Daten zeigen. Zusammen stellten sie zu dieser Zeit 37,6 GW bereit. (Im Einzelnen: Solar 17,1 GW, Wind 13,9 GW, Wasser 2,7 GW, Biomasse 3,8 GW). Das entsprach 65 Prozent des Bedarfs.

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Stromproduktion und -verbrauch der letzten Woche. Der Verbrauch ist durch die rote Linie abgebildet. Wo diese nicht mit der Summe der Erzeugung übereinstimmt, wurde die Differenz mit dem Ausland ausgeglichen. (Bild: Agora Energiewende)

Am Sonntag um die Mittagszeit ein ähnlich Bild: Die erneuerbaren Energieträger decken in der Zeit zwischen 12 und 13 Uhr 67 Prozent der bundesdeutschen Nachfrage. Der Export geht ordentlich in die Höhe. Mit einem Spitzenwert von 36, 9 GW – dargestellt sind jeweils Stundenmittelwerte – reicht die "saubere" Produktion fast an den Vortageswert heran. (Im Einzelnen: Solar 20,5 GW, Wind 9,9 GW, Wasser 2,7 GW, Biomasse 3,8 GW. Alle Zahlen sind gerundet, daher können sich bei den Summen Abweichungen in der ersten Nachkommastelle ergeben.)

Solche Situationen dürften wir in diesem Sommer an den Wochenenden noch öfter erleben, denn inzwischen ist soviel Solar- und Windenergieleistung am Netz, dass es bei dem entsprechenden Wetter an den verbrauchsarmen Tagen für die konventionellen Kraftwerke richtig eng werden kann. Entsprechend werden die Rufe der Kaftwerkslobby immer schriller: So fordert der Chef der FDP-Bundestagsfraktion Rainer Brüderle einen sofortigen Ausbaustopp für Solar- und Windkraftanlagen, natürlich nicht ohne das schmutzige S-Wort zu benutzen, nämlich das der Subventionen. Gemeint sind allerdings nicht die Subventionen für den Steinkohlebergbau, oder der weitgehende Verzicht auf Einnahmen aus der Braunkohle, die Vattenfall und RWE verheizen dürfen ohne das für diese nennenswerte Förderabgaben gezahlt würden.

Das Hochsommerwetter der nächsten Tage wird derweil weiter für reichlich Sonnenstrom sorgen: Am Montag kletterte die Solarstromproduktion bereits auf etwas über 23 Gigawatt und für den heutigen Dienstag wird ein Maximum von 22,9 GW vorhergesagt. Mal sehen, ob uns die angekündigte Hitze auch neue Solarrekorde bescheren. Der reichliche Sonnenschein spricht dafür, hohe Temperaturen vermindern allerdings zugleich die Effizienz der Solaranlagen.

Alles in allem bleibt eigentlich nur der Schluss, dass der Atomausstieg vorgezogen und eine geordneter Ausstieg aus der Kohlenutzung eingeleitet werden muss.