Solar-Kürzungen vorerst ausgebremst

Länder fordern Nachverhandlungen der Solar-Novelle. Vermittlungsausschuss muss Kompromiss finden

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Der Bundesrat hat erwartungsgemäß auf seiner heutigen Sitzung in der Sache der Absenkung der Solarförderung den Vermittlungsausschuss angerufen, wie verschiedene Agenturen melden. Damit ist das Inkrafttreten des vom Bundestag Ende März verabschiedeten Gesetzes vorerst aufgehalten. Nun wird es in den nächsten Wochen darum gehen, ob die beiden Kammern einen Kompromiss finden. Andernfalls könnte der Bundestag das Gesetz mit einfacher Mehrheit bekräftigen. Der Bundesrat bräuchte dann eine Zweidrittel-Mehrheit, um diesen Beschluss erneut zu kippen.

Neben den von der Opposition geführten Bundesländern haben auch mehrere schwarz-rot regierte Bundesländer für den Vorschlag votiert, noch einmal über die Kürzungen zu verhandeln. Zwei Tage vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen wird damit Bundesumweltminister Norbert Röttgen düpiert, der im bevölkerungsreichsten Bundesland als Spitzenkandidat der Union antritt.

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Screen shot 11.5. ca. 15:30 Uhr, Daten der Strombörse in Leipzig. Um die Mittagszeit haben Sonne und Wind über 40 Prozent des Stroms geliefert. (Bild: EEX)

Derweil ist heute mal wieder ein interessanter Tag, der das Potenzial der erneuerbaren Energieträger zeigt. Für gewöhnlich ist es ja so, dass es entweder viel Sonnenschein oder viel Wind gibt. Am heutigen Donnerstag ist jedoch von beidem reichlich vorhanden, wie man sich auf der Seite der Leipziger Strombörse und im abgebildeten Screenshot von heute Nachmittag überzeugen kann.

Zwischen 11 und 12 Uhr wurden im Mittel 16,4 GW Solar- und 11,6 GW Windleistung eingespeist, was knapp 42 Prozent der Produktion entsprach. Das ist ein ziemlich beachtlicher Anteil, wie er bisher höchstens am Wochenende erreicht wurde. Da gab es Anfang März auch schon mal 50 Prozent "grünen" Strom. Zu den 42 Prozent ist übrigens noch die in der obigen Grafik nicht ausgewiesene Erzeugung von Biogas- und Wasserkraftanlagen hinzuzurechnen, die zusammen irgendwo zwischen zwei und fünf Prozent gelegen haben dürften.

Wenn das so weitergeht, ist es nicht nur höchste Zeit mehr Speicher zu bauen - eine im Auftrag der Grünen erstellte Studie hat kürzlich gezeigt, dass es dafür selbst im topografisch ungünstig ausgestatteten Küstenland Schleswig-Holstein noch manches Potenzial gibt. Es wäre auch an der Zeit, beim Gebrauch der bestehenden Pumpspeicherwerke umzudenken. Bisher werden diese meist Nachts mit Strom aus den trägen Atom- und Braunkohlekraftwerken gefüllt. Künftig wäre es im Sinne einer maximalen Ausnutzung der erneuerbaren Ressourcen sinnvoller, diese tagsüber mit überschüssigem Solar- und ggf. auch Windstrom zu füllen und Nachts zu entladen.