Zahl der Staaten steigt auf 193

Der Südsudan erklärt offiziell seine Unabhängigkeit

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Heute Vormittag erklärte der Dinka Salva Kiir Mayardit offiziell die vollständige Unabhängigkeit des Südsudan, dessen Präsident er nun ist. Bei den Feierlichkeiten waren neben UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auch die Staatsoberhäupter von etwa 30 Ländern anwesend, darunter der international als Kriegsverbrecher gesuchte nordsudanesische Präsident Omar al-Baschir. Die Bundesregierung hatte bereits im Vorfeld einen Botschafter in spe entsandt und erklärt, die Unabhängigkeit sofort anzuerkennen.

Beschlossene Sache war die Entstehung des neuen Staates bereits seit Januar, als sich offiziellen Angaben nach über 99 Prozent der Teilnehmer an einem Referendum für die Trennung vom Norden aussprachen. Vorher gab es zwei insgesamt fast 40 Jahre lang währende Sezessionskriege, von denen der letzte 2005 mit einem Abkommen über die Abstimmung mehr oder weniger beendet beziehungsweise auf Grenzscharmützel reduziert wurde.

Ob der neue Staat eine glorreiche Zukunft hat, ist allerdings fraglich: Fragen zur Grenzziehung, zu den Rechten arabischsprachiger Nomaden, den Einkünfte aus den Ölquellen und zur Aufteilung der Staatsschulden sind immer noch offen. Und die in den 1950er Jahren von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien propagierte Idee, dass der Norden nach der Unabhängigkeit im Süden für Bildung und Entwicklung sorgen werde, wurde von der Realität derart falsifiziert, dass das Land auch heute noch ganz überwiegend ohne Infrastruktur und von Hirten geprägt ist, die staatliche Einrichtungen vor allem als Melkkühe für ihre Verwandten begreifen.

Darüber hinaus ist die Bevölkerungsstruktur im Südsudan auch nach der Trennung vom arabisch geprägten Norden alles andere als homogen, weshalb der Kampf um die Macht auch anhand ethnischer Trennlinien verlaufen dürfte. Aufgrund der Vielzahl ehemaliger (und häufig immer noch gut bewaffneter) Guerillakrieger besteht außerdem die Gefahr, dass der Parlamentssaal nicht das einzige Feld solcher Auseinandersetzungen bleibt.

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Salva Kiir Mayardit. (Bild: Foto: Jenny Rockett. Lizenz: CC-BY-SA 3.0)