Wenn das 19. das 21. Jahrhundert trifft

New Yorker laden Mobiltelefone mit Holzöfen auf

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Seit Ende Oktober der Hurrikan Sandy über New York hereinbrach, sind Teile der Stadt ohne Strom. Ein Zustand, der dem Gouverneur Andrew Coumo zufolge noch mehrere Tage anhalten wird. Das hat vielerlei unangenehme Folgen für die Betroffenen: Weil in vielen Häusern mit Strom geheizt wird, müssen sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ohne künstliche Wärmequelle auskommen. Aber auch andere Heizungen mit anderen Energieträgern funktionieren heutzutage häufig nicht, wenn der Strom zur Steuerung fehlt. Relativ fein raus sind nur diejenigen, die in ihren Wohnungen einen Ofen stehen haben, der sich mit Holz befeuern lässt.

Holzöfen lassen sich allerdings nicht nur zur Wohnungserwärmung und zum Kochen nutzen, sondern auch zur Stromerzeugung. Das geht mit einem knapp 130 US-Dollar teuren Gerät der Firma BioLite, das die Wärmeenergie mittels eines Seitenaufsatzes in Strom umwandelt, mit dem Camper ihre Mobilfunkgeräte und Taschenlampen aufladen können. Nun hat die Firma in Brooklyn einen Tisch aufgebaut, auf dem sie Sandy-Geschädigte mit heißem Tee und Telefone kostenlos mit Strom aus den Zweigöfen versorgt.

Der BioLite CampStove nutzt die Abwärme an einer Seite der Brennkammer aber nicht nur zur Weiterleitung des erzeugten Stroms an einen USB-Port: Er betreibt damit auch einen Ventilator, der dem Feuer Luft zuführt und so dafür sorgt, dass es schneller heiß wird. Als Brennmaterial ist dem Hersteller zufolge neben Zweigen und Nadelholzzapfen auch Abfall geeignet, so lange er trocken genug ist und keine Giftstoffe freisetzt. Solcher Abfall findet sich in den Trümmern der New Yorker Katastrophengebiete derzeit zuhauf. Allerdings muss er noch mit einer Axt oder einem Messer zerkleinert werden, bevor er in die etwa kaffeekannengroße Brennkammer passt. Weil Camper deshalb (außer in der Wüste) keinen Spiritus, kein Gas oder andere fossile Brennstoffe mitführen müssen, bewirbt der Hersteller die achteinviertel mal fünf Zoll große Erfindung als Beitrag zur Klimarettung.

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(Bild: BioLite)