Mehr als zwei Drittel grüner Strom

Am Sonntag haben die Erneuerbaren mal wieder einen neuen Rekord aufgestellt. AKW können abgeschaltet werden

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Das dürfte mal wieder ein neuer Rekord gewesen sein. Am Sonntag um 12 Uhr deckten die erneuerbaren Energieträger 68 Prozent des Bedarfs ab. Nicht im windreichen Nordfriesland oder einem bayerischen Sonnendorf, sondern bundesweit. Rund 38 Gigawatt (GW) haben sie zu dieser Zeit zur Verfügung gestellt. Die konventionellen Kraftwerke hingegen nur 28 GW und das, obwohl zur gleichen Zeit 10,8 GW exportiert wurden.

Zum Vergleich: Die Leistung der noch verbliebenen neun Atomreaktoren beträgt rund 12 GW. Seit Freitag bewegt sich das Saldo der Ein- und Ausfuhren auf konstant hohem Niveau, das zwischen sieben und 12 GW liegt.

Im einzelnen haben um die Mittagszeit die Solarkraftwerke 17 GW geliefert, Windkraftanlagen 15,8 GW, Laufwasser 1,5 GW und Biomasse 3,8 GW. Der Verbrauch war mit 55,9 GW wegen des Wochenendes vergleichsweise niedrig.

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(Bild: Agora Energiewende)

Natürlich ist das nur eine Momentaufnahme, die allerdings dreierlei zeigt: Dass die Erneuerbaren längst ihre Nische verlassen haben, dass es Zeit wird, sich langsam über Speicher und Netzmanagement Gedanken zu machen, und dass die trägen Braunkohle- und Atomkraftwerke wirklich ein Problem bekommen.

Speicher und Management von Produktion und Verbrauch sind nötig, um die Unstetigkeit der Verfügbarkeit zum Teil zu überbrücken. Die nächstliegende Lösung wären Anreize, Biomasse nur dann zu verstromen, wenn wenig Wind- und Solarstrom zur Verfügung steht.

Die Probleme der Grundlastkraftwerke (Atom und Braunkohle) bestehen darin, dass sie nur sehr bedingt regelbar sind. Sie brauchen viele Stunden oder gar Tage, um vollständig herunter und wieder hoch gefahren zu werden. Und sie sind auch gar nicht dafür konstruiert, häufig hoch und runter gefahren zu werden.

Genau das müssen sie aber im zunehmenden Maße, weil die Spitzen der Erzeugung der Erneuerbaren immer größer werden. Viel besser für diese Aufgabe geeignet wären Gaskraftwerke, die sehr schnell hoch und runtergefahren werden können.

Eins ist jedenfalls sicher: Die Atomkraftwerke sind inzwischen nicht nur überflüssig, sie behindern wegen ihrer Trägheit auch die Stromversorgung, weil diese wesentlich flexibler und naher am Verbraucher organisiert werden muss.