Dänemark: 28,1 Prozent Windkraft

Beim nördlichen Nachbarn ist man mit dem Ausbau der Eneuerbaren schon viel weiter und hält dennoch nichts vom Bremsen

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Hierzulande und auch in der internationalen Presse wird Deutschland gerne als Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energieträger dargestellt. Einigen, wie den Wirtschaftsexperten der Regierungskoalition, das heißt, den konservativen und liberalen Fachleuten für die Wünsche der Großkonzerne, schmeckt das bekanntlich nicht so recht, weshalb sie unbedingt das weltweit viel beachtete und oft kopierte Erneuerbare Energiengesetz einstampfen wollen.

Es gibt allerdings ein Land, das mit der Umstellung schon wesentlich weiter ist: Dänemark. Dort hat in den 1970ern eine agile Anti-Akw-Bewegung den Bau von Atomkraftwerken verhindert und die Errichtung erster Windkraftanlagen angestoßen. Das bisher Erreichte kann sich sehen lassen, insbesondere nach dem der jahrelange Stillstand unter den rechtsliberalen, zeitweise von den extremen Rassisten der Dänischen Volkspartei gestützten Regierungen überwunden ist.

Dieser Tage gab die Dänische Energieagentur neueste Zahlen bekannt. Demnach deckten die erneuerbaren Energieträger 2011 40,1 Prozent des Bedarfs an elektrischer Energie. 28,1 Prozent wurden von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt. (In Deutschland waren es im gleichen Jahr erst acht Prozent. Siehe Grafik.) Nach Angaben der Agentur fielen aufgrund des wachsenden Anteils der Windenergie die Netzverlust geringer aus, was an der dezentralen Erzeugung liegt, die im Durchschnitt näher bei den Verbrauchern stattfindet.

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(Bild: AEE)

Im Vergleich zum Vorjahr ist der gesamte Energieverbrauch um rund acht Prozent zurückgegangen, was die Statistiker vor allem auf den vergleichsweise milden Winter zurückführen. Allerdings gibt es auch einen langfristigen Trend zum effizienteren Energieeinsatz. Zwischen 1990 und 2011 hat sich die pro Einheit Wirtschaftsleistung eingesetzte Energie um 28,5 Prozent verringert. Die jährlichen CO2-Emissionen nahmen im gleichen Zeitraum um 19,5 Prozent ab. Die sozialdemokratische Minderheitsregierung hat sich im letzten Jahr mit ihren Unterstützern darauf geeinigt, bis 2020 ein Reduktionsziel von 34 Prozent anzustreben und den Anteil der Windkraft auf 50 Prozent zu erhöhen.

Ansonsten ist Dänemark mit seinen relativ kleinen aber für das Land bisher ausreichenden Öl- und Erdgasvorkommen in der Nordsee nach wie vor Selbstversorger. Allerdings wurde das Fördermaximum längst überschritten. Die gesamte heimische Energieerzeugung fiel im letzten Jahr um 9,8 Prozent. Da aber Windkraft zulegte, heißt das, dass der Rückgang bei den fossilen noch drastischer war. 2010 konnte sich das Land noch zu 121 Prozent selbst versorgen, ein Jahr später waren es trotz Rückgang des Verbrauchs nur noch 110 Prozent.

In wenigen Jahren wird daher das kleine skandinavische Land mit seinen 5,529 Millionen Einwohnern wieder Erdöl importieren müssen. Angesichts der hohen und tendenziell weiter steigenden Weltmarktpreise könnte das ohne weiteres zu erheblichen ökonomischen Problemen führen. Insofern ist der forcierte Ausbau der Windkraft und der ebenfalls geplante Ausbau der Infrastruktur für Elektrofahrzeuge auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr wichtig.