Neue Ewigkeitsaufgabe für die Steinkohle nach dem Förderende

Die Kraftwerke sollen nicht Strom produzieren, sondern Kraftwerksleistung als Reserve bereithalten - das geht auch, ohne viel Kohle zu verfeuern

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Obwohl oder gerade weil ab nächstem Jahr die letzten drei Jahre Steinkohleförderung in Deutschland anbrechen und sie mit der Schließung der Bergwerke in Marl, Bottropp und Ibbenbühren dann endgültig beendet sein wird, suchen deren Vertreter nach neuen Geschäftsfeldern für die Zeit danach. Über die Verteilung lukrativer Vorstandsposten bei der RAG-(Ruhrkohle-)Stiftung berichtete Telepolis gerade.

Sicher ist ebenfalls schon, dass die Pumpen im Ruhrgebiet niemals abgeschaltet werden dürfen, solange man nicht weite Bereiche des dicht besiedelten Ruhrgebiets fluten und in ein Archipel verwandeln möchte, denn durch den Bergbau ist die Region unter den natürlichen Grundwasserspiegel article_id=111677: abgesackt. Eines Tages könnte sich allerdings schon die Frage stellen, was wirtschaftlicher ist: Pumpen oder Umsiedeln.

Mit dem Ende der eigenen Förderung und der Umstellung auf Importsteinkohle fallen dann aber auch die bisherigen Subventionen weg. Laut 20. Subventionsbericht der Bundesregierung sind das rund 3 Milliarden Euro pro Jahr vom Bund und weitere 500 Millionen Euro pro Jahr aus NRW. Der Grund dafür ist, dass die Steinkohleförderung in Deutschland mit 160 €/t rund doppelt so teuer ist wie Importsteinkohle.

Als neues Geschäftsfeld nach dem Ende der eigenen Förderung schlägt Michael Vassiliadis, Chef der Industrie-Gewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IGBCE), deshalb die Gründung einer nationalen Gesellschaft für konventionelle Kraftwerke vor. Die Energieerzeuger sollten ihre Steinkohlekraftwerke in diese "Deutsche-Steinkohle-Verstromungs-Gesellschaft" einbringen. Vorbild ist die Gründung der RAG im Jahr 1968. Damals brachten 23 Bergwerksunternehmen ihre Zechen in die RAG ein, um den sich damals schon abzeichnenden Strukturwandel, sprich Bedeutungsverlust, wirtschaftlich und sozialverträglich zu organisieren.

Die neue Verstromungs-Gesellschaft soll 28 bis 30 GW Kraftwerksleistung, entsprechend etwa 30 großen Steinkohlekraftwerken, als Reservekraftwerke vorhalten. Die Idee dahinter: Damit ließe sich aufgrund gesetzlicher Vorgaben viel Geld verdienen und man braucht nicht viel Steinkohle verfeuern, da die Kraftwerke im Wesentlichen nur betriebsbereit gehalten werden müssten.