Fracking: Erdbebengefahr in den USA

US-Geophysiker warnen vor hohem Erdbebenrisiko in Oklahoma. Vieles spricht dafür, dass es sich um eine Folge der Schiefergasförderung handelt

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Zum ersten Mal seit seiner Gründung im Jahre 1879 hat der US Geological Survey (USGS), der Geologische Dienst der USA, eine größere Erdbebenwarnung für ein Gebiet östlich der Rocky Mountains herausgegeben. Das berichtet der US-Rundfunksender ABC auf seiner Internetseite. In Oklahoma habe sich das Risiko eines Erdbebens mit einer Stärke von 5,5 oder mehr deutlich vergrößert.

(Bild: USGS)

Zu diesem Schluss kommen die Geologen und Geophysiker aufgrund der starken Häufung von kleineren und größeren Erdbeben in den letzten Jahren. Obige Grafik zeigt anschaulich die Zunahme der Beben, die sich vor allem, wie hier zu sehen ist, in einem Gebiet nordöstlich von Oklahoma City konzentrieren. Seit Oktober 2013 habe sich die Häufigkeit der Beben noch einmal um 50 Prozent erhöht, heißt es beim USGS.

Seit 2009 sei eine erhöhte seismische Aktivität festzustellen. Dazu gehörten auch 20 Beben der Stärke 4 bis 4,8. Gemessen werden die Beben auf der sogenannten Richterskala. Diese ist logarithmisch, das heißt, ein Beben der Stärke 5 hat die zehnfache Amplitude wie eines der Stärke 4. Die Energie ist nach Angaben des USGS sogar etwa 31mal so groß.

Das bisher größte in Oklahoma registrierte Beben hatte eine Stärke von 5,6 und fiel in die Zeit der verstärkten Aktivität. Ereignet hat es sich am 5. November 2011 in der Nähe der Ortschaft Prague, wo es eine Reihe von Gebäuden beschädigte. Das bis dahin stärkste registrierte Beben in Oklahoma hatte eine Stärke von 5,5 und ereignete sich 1952. Beben dieser Größenordnung waren in dem Bundesstaat also biisher selten.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des USGS hatte darauf hingewiesen, dass dem Beben in Prague um einen Tag ein Vorbeben der Stärke 5 vorausgegangen war, das als Auslöser des Hauptbebens angesehen werden könne. Dieses Vorbeben sei in unmittelbarer Nähe eines Bohrlochs erfolgt, in dem "Schmutzwasser" in den Untergrund gepresst wurde. Es läge also nahe, dass dies die Ursache des Bebens gewesen sei.

Auch einige andere Geologen kommen zu ähnlichen Schlüssen, wie sich schon im April 2012 auf einer Tagung der Seismologischen Gesellschaft der USA gezeigt hatte. Dort waren entsprechende Thesen jedoch zunächst auf Vorbehalte gestoßen.

Nähe der Beben zu Bohrungen, bei denen Wasser verpresst wird

Offensichtlich treten die Beben dort auf, wo in der Nähe tektonischer Verwerfungen – hier eine Karte der entsprechenden Störzonen in Oklahoma – gebohrt und Wasser verpresst wird. Eine Erklärung wäre, dass die Flüssigkeit den Reibungswiderstand in den Bruchzonen herabsetzt, in denen verschiedene Segmente der Erdkruste sich aneinander entlang bewegen. Dadurch würden sich die dadurch entstehenden Spannungen eher Entladen.

Auch das sich derzeit aufbauende Risiko eines neuen großen Erdbeben führt der USGS auf dieses "Schmutzwasser" zurück, ohne davon zu sprechen, worum es eigentlich geht: Fracking. Bei dem Wasser handelt es sich um die mit diversen Chemikalien und Ölrückständen verseuchten Abwässer dieser umstrittenen Fördertechnologie, die zugleich dem rauspressen von (Schiefer-) Gas und -Öl dienen.

2012 gab es 11.000 Bohrungen in Oklahoma, durch die diese giftigen Cocktails in tiefere Gesteinsschichten gepresst wurden. Eine Darstellung der Öl- und Gasbohrlöcher, erstellt von der Universität von Oklahoma, lässt erahnen, wie stark der nördlich und nordöstlich an Texas grenzende Bundesstaat mit Bohrtürmen überzogen ist.

In Deutschland kennt man ebenfalls Erdbeben als eine Folge des Abbaus von Bodenschätzen. Hier ist der Verursacher allerdings meist die Gewinnung von Steinkohle. Zuletzt sorgte 2008 ein vergleichsweise kleines Beben im Saarland für Aufregung, Sachschäden und das vorzeitige Aus des dortigen Bergbaus. Die Bergschäden hören mit der Stilllegung der Zechen allerdings keineswegs auf. Immer wieder stürzen mal hier mal da alte Stollen ein, oft unter Siedlungen. Auch die Absenkung des Grundwassers für die Braunkohlegruben kann Erschütterungen und Absenkungen mit den entsprechenden Schäden an Gebäude und Infrastruktur induzieren.