US-Wirtschaft im ersten Quartal eingebrochen

Die Wirtschaft schrumpfte um 2,9%, das ist das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren

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Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal noch deutlich stärker geschrumpft als ohnehin schon erwartet worden war. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,9%. Das Handelsministerium teilte am Mittwoch mit, das es sich damit um das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren handelte. Das Ministerium korrigierte sich damit zum zweiten Mal in kurzer Zeit. Eine so starke Korrektur zwischen der zweiten und dritten Schätzung hat es in den USA seit Beginn der Aufzeichnungen 1976 nicht gegeben. Erstmals seit drei Jahren schrumpfte nun das BIP wieder und zwar deutlich.

Dabei hatte man im Mai bei ihrer zweiten Schätzung schon erwartet, dass das BIP um 1% schrumpfen würde. Bei der ersten Schätzung hatte das Ministerium sogar noch erwartet, dass die Wirtschaft nahe an der Stagnation ein minimales Wachstum von 0,1% ausweisen werde. Allgemein wird das schlechteWetter im eisigen Winter als Begründung angeführt. Doch das ist viel kurz gegriffen.

Ein wichtiger Faktor ist der schwache private Konsum, der in den USA etwa zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmacht. Er wuchs nur um 1%, dabei waren mehr als 3% prognostiziert worden. War ohnehin erwartet worden, dass die Exporte um 6% zurückgehen, schrumpften sie aber sogar um fast 9%. Und dazu kommt, dass auch Investitionen von Privatleuten, Unternehmen und staatlichen Institutionen zurückgingen.

Zwar wird allgemein erwartet, dass die Wirtschaftsleistung in den USA im laufenden Quartal wieder steigt, die Wirtschaft also nicht in die Rezession zurückfällt, doch es gibt auch klare Warnhinweise. Denn überraschend hat das Handelsministerium auch mitgeteilt, dass im Mai die Aufträge für langlebige Güter im Vergleich zum Vormonat um 1% zurückgegangen sind. Im Vormonat waren die Aufträge um 0,8% gestiegen, wobei ein großer Rüstungsauftrag über zehn neue U-Boote mit einem Wert von 17,6 Milliarden Dollar eine bedeutende Rolle spielte.

Die schlechten Wachstumszahlen dürfte die neue Chefin der Notenbank (FED) schon gekannt haben. Kürzlich gab Janet Yellen bekannt, dass die Notenbank für 2014 nur noch ein Wachstum von 2,1 bis 2,3% erwartet. Zuvor hatte die FED noch 2,8 bis 3% prognostiziert. Deshalb hatte sich Yellen auch mit der Versicherung beeilt, dass die Nullzinspolitik bis ins nächste Jahr beibehalten werde, um die Wirtschaft zu stützen. Allerdings steigt der Druck darauf, die Zinsen anzuheben. Im Mai stieg die Inflationsrate auf 2,1 Prozent und damit stärker als erwartet. Damit ist sie im Bereich der Zielmarke von 2%. Es ist auffällig, dass das schlechteste Wachstumsergebnis genau dann verzeichnet wurde, als vor fünf Jahren die FED den Zins Ende 2008 praktisch auf Null gesenkt hatte.

Zwar werden die Zinsen nicht erhöht, allerdings fährt die FED das Gelddrucken weiter zurück. Am Ausstieg aus dem Programm zum Aufkauf von US-Staatsanleihen wird festgehalten. Die Bondkäufe wurden nun zum fünften Mal in Folge um 10 Milliarden auf nun 35 Milliarden Dollar monatlich zurückgefahren. Der FED wird angesichts der Blasenbildung durch die Geldschwemme () mulmig und legt deshalb den Rückwärtsgang ein. Doch das wirkt dämpfend auf das Wachstum, wofür das erste Quartal ein Beispiel sein könnte.

Anders als auch in Großbritannien, wo nun wegen der gefährlichen Blasenbildung (auch am Immobilienmarkt) daran gedacht wird, den Leitzins anzuheben, geht die Europäische Zentralbank (EZB) weiter genau in die umgekehrte Richtung. Die EZB kündigte an, die Zinsen noch über Jahre praktisch auf Null halten zu wollen. Und da die offizielle Inflationsrate nun auf 0,5% gefallen ist, dürfte bald auch im Euroraum die Notenpressen wieder angeworfen werden. Das hatte die EZB schon mehrfach in Aussicht gestellt.