Unwetter werden häufiger

Der Deutsche Wetterdienst sieht in seinen Statistiken einen Trend zu mehr unwetterträchtigen Großwetterlagen

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Kaum eine Woche vergeht diesen Sommer, ohne dass aus dem einen oder anderen Winkel der Republik Meldungen über schwere Unwetter kommen. Schwer getroffen wurde zum Beispiel Ende Juli das westfälische Münster, wo sich nun die Sperrmüllberge zerstörten Inventars auf den Straßen türmen und in der Sommerhitze vor sich hin müffeln. 191,9 Liter waren am 28. Juli pro Quadratmeter in der nordwestdeutschen Stadt innerhalb von 12 Stunden niedergegangen. Das entspricht einer Wassersäule von rund 19 Zentimetern.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einem Jahrhundertereignis. Keller liefen voll, Öl aus privaten Heizungstanks mischte sich in die Wasserfluten und mancher verlor all sein Hab und Gut. Vor dem Münsteraner Sozialamt stehen diesert Tage Hunderte, manchmal gar Tausende Schlange, um Unterstützung zu bekommen, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung.

Und ein Ende der Unwetter-Serie ist nicht in Sicht. Am Sonntag bescherte das über die Nordsee ziehende Tiefdruckgebiet "Ursula3 einigen Landesteilen erneut heftige Niederschläge, meist in Form von Gewittern. Regen und Schauerwetter wird nach den Vorhersagekarten des DWD zu urteilen auch noch in den kommenden Tagen anhalten, denn "Ursula" scheint sich über der nördlichen Nordsee festzusetzen und wird von dort reichlich Wolken nach Nordwest-, Mittel- und Nordosteuropa schaufeln.

Großwetterlagen nennt man derlei, und beim DWD werden diese nach den Zugbahnen der Tiefdruckgebiete katalogisiert. Und anders als derzeit "Ursula" gehörte "Quintia", die Ende Juli Deutschland und insbesondere auch den Niederlanden monsunartige Niederschläge bescherte, zur besonders ergiebigen Kategorie "Tief Mitteleuropa".

In einer am Donnerstag letzter Woche veröffentlichten Pressemitteilung geht der DWD der Frage nach, ob diese Art von Wetterlagen häufiger auftritt.

"In diesem Jahr herrschte bislang an 19 Tagen diese ansonsten eher seltene Großwetterlage. In der Folge musste der DWD im meteorologischen Sommer 2014, der von Juni bis August reicht, an bisher 36 von 66 Kalendertagen amtliche Unwetterwarnungen herausgeben. Immer wieder wurde auch die höchste Stufe der "extremen Unwetterwarnung" ausgerufen. Noch mehr Tage mit dieser Wetterlage, nämlich 29, gab es im Jahr 2002, wobei es in der Folge im August zur Elbeflut kam. "
DWD

Insgesamt habe die mittlere Häufigkeit der Großwetterlage "Tief Mitteleuropa" von acht bis zehn Ereignissen in 1950 auf derzeit 9 bis 15 zugenommen. Das sei eine Zunahme um 20 Prozent und bis 2100 sei in einem wärmeren globalen Klima mit durchschnittlich 10 bis 17 derartiger Konstellationen pro Sommer zu rechnen.

Dabei kann, wie die Elbeflut 2002 zeigte, die Häufung manchmal besonders verheerend sein. Das zerstörerische Hochwasser entstand nämlich dadurch, dass sich am Oberlauf der Elbe und an ihren Nebenflüssen in der Tschechischen Republik feuchtwarme Luft aus dem Mittelmeerraum über bereits durch zahlreiche vorherige Niederschläge gesättigtem Land ausregnete. Das zusätzliche Wasser konnte von den Böden nicht mehr aufgenommen werden und floss daher direkt in die Bäche und Flüsse.

Den Eindruck, dass die Unwetter zunehmen und zugleich heftiger werden, haben auch andere, die sich von Berufs wegen mit ihnen beschäftigen. Der Sender RBB berichtet aus verschiedenen ostdeutschen Bundesländern über entsprechende Klagen der Feuerwehren. Einsätze würden mitunter an die Belastungsgrenzen der Rettungskräfte gehen.