Indonesien: Razzien gegen ISIS-Unterstützer

Regierung verbietet Werbung für Terrororganisation. Islamische Geistliche verdammen die Handlungen der ISIS als haram

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Indonesien, der weltweit bevölkerungsreichste muslimische Staat, hat die Unterstützung des sogenannten Islamischen Staates in Irak und Syrien (ISIS) bzw. Islamischer Staat verboten, wie die Jakarta Post berichtet. Die Gruppe, die in den von ihr kontrollierten Gebieten in Syrien und Irak ein Terrorregime errichtet hat, verfügt offensichtlich auch in Südostasien über Anhänger, die für sie Geld sammeln und Kämpfer rekrutieren. Djoko Suyanto, Minister für Sicherheitsfragen, bezeichnete nach Angaben der Zeitung die Gruppe als ernste Bedrohung für die kulturelle und religiöse Vielfalt des Landes.

Indonesien hat rund 247 Millionen Einwohner. Laut Fischer Weltalmanach sind davon 87 Prozent Moslems, zehn Prozent Christen, zwei Prozent Hindus (hauptsächlich auf Bali) und ein Prozent Buddhisten. (Der Buddhismus wurde unter der von 1965 bis 1998 herrschenden Diktatur unterdrückt. Die Bundesregierung Helmut Kohls unterhielt in dieser Zeit herzlichste Beziehungen und Angela Merkel tourte 1995 als Umweltministerin durch das Land und machte Werbung für neue AKWs aus dem Hause Siemens KWU.)

Die Jakarta Post macht in einer Analyse unter anderem schlechte Bildung vor allem in ländlichen Regionen und eine trotz veritablen Wirtschaftswachstums zunehmende Armut für den Erfolg der ISIL-Unterstützer in Indonesien verantwortlich. Statistiken würden Indonesien als zehntgrößte Volkswirtschaft ausweisen, aber bei vielen Menschen komme vom wachsenden Wohlstand nichts an. Dieser Widerspruch führe zu Frustration, Misstrauen und Apathie. Der Autor sieht Parallelen zu Boko Haram in Nigeria, das ein ebenfalls sehr wohlhabendes Land mit einer großen armen Bevölkerung ist. Beide Länder seien sehr junge Demokratien und in beiden verfügten über 50 Prozent der Bevölkerung über ein tägliches Einkommen von weniger als zwei US-Dollar pro Person.

Unterdessen berichtet die Jakarta Post in einem weiteren Beitrag, dass es am Samstag in Surabaya und Banyumas, beides auf Java, mehrere Razzien gegen mutmaßliche ISIS-Unterstützer gegeben habe. Einer der dabei Festgenommenen sei bereits seit Jahren in terroristische Aktivitäten involviert gewesen. Mindestens eine Person wurde bei den Razzien erschossen.

Die staatlichen Aktionen werden offenbar auch von der islamischen Geistlichkeit des Landes unterstützt. Der iranische Sender PressTV schreibt auf seiner Homepage, dass das höchste muslimische Gremium Indonesiens den Gläubigen verboten habe, sich ISIS anzuschließen. Der Rat der islamischen Gelehrten Indonesiens, der sogenannte Ulema habe die Betätigung für ISIS für haram, das heißt, für tabu erklärt. Ihr "Kampf für die Errichtung eines Kalifats widerspräche den Lehren des Islams, weil er mit Gewalt, dem Mord an Moslems, der Zerstörung religiöser Gebäude und vielen anderen Gräueln" verbunden sei.