Solarindustrie: Überproduktion beendet?

Außerhalb Europas boomt der Zubau der Solarkraftwerke. Die Folge: Die Hersteller könnten schon bald an ihre Grenzen stoßen

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Gute Nachrichten für Hersteller von Solaranlagen und ihrer Komponenten, schlechte fürs deutsche Solarhandwerk: Die Überproduktionskrise scheint überwunden zu sein. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass dieses Jahr die globale Nachfrage nach neuen Fotovoltaik-Panelen um bis zu 29 Prozent steigen und diese zum ersten Mal seit 2006 auf dem Markt knapp werden könnten.

2013 waren weltweit Solaranlagen mit einer Leistung von gut 38 Gigawatt (GW) installiert worden, was gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum von 20 bis Prozent bedeutet hatte. Die für die letzten Jahre angegebenen Werte variieren etwas voneinander. Schon im Februar 2014 gingen Bloombergs Analysten nach einer Befragung diverser Marktakteure davon aus, dass sich dieses Wachstum auch im laufenden Jahr wiederholen und der globale Solarmarkt, getrieben vor allem von der Entwicklung in China, auf 44,5 GW expandieren würde.

Inzwischen haben sie ihre Prognose nach oben korrigiert. Jetzt heißt es, im laufenden Jahr könnten es bis zu 52 GW werden. Zum Vergleich: Ein größeres Atomkraftwerk hat eine elektrische Leistung von rund1,3 GW und läuft rund 7000 Stunden im Jahr. Bei 1000 (Deutschland) bis 2000 (Indien, weite Teile Afrikas und Amerikas) Volllaststunden für eine Solaranlage im Jahr kann mit 52 GW Solarleistung so viel Strom erzeugt werden wie mit etwa sieben bis 14 großen AKW.

2015 könnte laut der neueren Bloomberg-Prognose der globale Zubau bereits 61 GW betragen, wovon nach dem Marktausblick der European Photovoltaic Industry Association auf Europa nur noch ein Fünftel bis ein Sechstel entfallen würde.

Globaler Solarmarkt. Unterschiedliche Quellen weichen um einige GW voneinander ab. Das liegt unter anderem daran, dass nicht alle Inselanlagen mitzählen, die nicht ans öffentliche Netz angeschlossen werden. (Bild: EPIA Market Outlook)

Sollten in den nächsten Monaten nicht erhebliche Kapazitäten bei den Herstellern entstehen, wovon wohl nicht auszugehen ist, dürften diese Schwierigkeiten haben, die Nachfrage vollständig zu befriedigen. Derzeit, so der Bloomberg-Bericht, gebe es zwar Kapazitäten für eine Jahresproduktion von 70 GW, doch darunter seien auch unprofitabel arbeitende veraltete Produktionsstraßen für rund 11 GW.

Damit würde eine neue Runde der Entwicklung der Solarindustrie eingeläutet. Der weitere Preisverfall wäre fürs erste gestoppt, die Gewinne der Hersteller stiegen und damit auch der Anreiz neue, effizientere Produktionslinien aufzubauen. Das würde dann die Preise noch tiefer in den Keller schicken, und zwar umso schneller, desto größer die neue Überproduktionsrunde ausfällt. Technisch scheint jedenfalls noch viel Raum für immer niedrigere Anlagenpreise zu sein, und schon bald dürften diese hauptsächlich von den Installationskosten bestimmt werden.

Kurzfristig ist diese Entwicklung allerdings bei der aktuellen Konstruktion der hiesigen Einspeisevergütungen für den Ausbau in Deutschland Gift. Diese setzen nämlich einen mehr oder weniger stetigen Preisverfall voraus. Sollte dieser für ein oder zwei Jahre zum Stillstand kommen, dürfte sich die Instellation hierzulande kaum noch lohnen. Keine guten Aussichten für das installierende Solarhandwerk, dem eine Durststrecke bevorstehen dürfte. Je länger diese dauert, desto mehr Unternehmen werden wohl Konkurs anmelden müssen.