Avocados zu Plastik

Bioplastik ist zwar umweltfreundlich, geht aber oft auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion. Ein mexikanischer Entwickler hat eine neue Idee.

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Von
  • María C. Sanchez

Bioplastik ist zwar umweltfreundlich, geht aber oft auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion. Ein mexikanischer Entwickler hat eine neue Idee.

Scott Munguía geht es vor allem um Ethik. Für den 24-jährigen Chemiestudenten am mexikanischen Institut für Technologie und höhere Studien in Monterrey (ITESM) muss ein Produkt nachhaltig sein und einen Teil der Gewinne an die Gesellschaft zurückführen. Deshalb will Munguía der Verwendung oder besser Verschwendung von Lebensmitteln zur Herstellung von Bioplastik ein Ende setzen. Statt Mais, der in seiner Heimat Mexiko eines der Grundnahrungsmittel ist, will er mit seinem Unternehmen Biofase aus Avocadokernen Biopolymere erzeugen.

Am Rohstoff fehlt es nicht. Denn Mexiko ist Marktführer im Avocado-Anbau und erntet mehr als eine Million Tonnen jährlich. Die Frucht ist Hauptzutat von Guacamole. Bei der industriellen Herstellung der Landesspeise fallen pro Jahr 4700 Tonnen Avocadokerne an. Bisher landen sie auf dem Müll. Lebensmittelbetriebe müssen für die Entsorgung bezahlen. Biofase holt die Abfälle kostenlos ab.

Inzwischen hat das Unternehmen 14 Mitarbeiter und produziert 50 Tonnen Harz im Monat zur Herstellung von Bioplastik. Bis 2015 soll es das Dreifache sein. Der Grundstoff wird an Firmen weiterverkauft, die von Plastiktüten bis hin zu größeren Kunststoffteilen alles produzieren. Die in Mexiko anfallenden Avocadokerne könnten – so rechnet Munguía vor – den Landesbedarf an Bioplastik zehnmal decken.

Noch ist die Herstellung des Harzes zu teuer, um breitere Märkte zu erobern. Sie kostet doppelt so viel wie die Kunststoffproduktion aus Erdöl. Doch Munguía ist zuversichtlich: "Wir glauben, den Preis an den der herkömmlichen Kunststoffe annähern zu können." In den nächsten fünf Jahren soll es gelingen.

Die nötige Technik und das Geschäftsmodell jedenfalls gäbe es. "Aber wir wissen auch, dass ein harter Weg vor uns liegt, denn in Mexiko sind die grünen Technologien noch nicht wirklich integriert", sagt der junge Erfinder. Deshalb plant Munguía, künftig sein Bioplastik auch in den benachbarten USA zu verkaufen. (bsc)