Mit SEPA schneller an fremdes Geld

Eine neue Masche der Nigeria-Connection?

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Was gab es nicht für eine Unruhe vor der Umstellung auf das SEPA-Verfahren, das Überweisungen innerhalb Europas billiger und sicherer machen sollte. Für jedes Lastschriftverfahren musste eine neue Zustimmung erteilt werden. Viele Buchhaltungen waren mit den Vorbereitungen überfordert und ereichten letztlich einen Aufschub für die Umstellung. Alles sollte ganz sicher werden und so schluckte der Bankkunde letztlich auch die neuen Kontonummern, Ziffernschlangen, die sich nur gut trainierte Zahlenjongleure noch merken können.

Und jetzt, da alles so supersicher sein soll, flattert diese Woche ein SEPA-Überweisungsformular auf den Tisch der Filiale einer süddeutschen Sparkasse. Ein dort persönlich bekannter örtlicher Händler scheint einen niedrigen fünfstelligen Betrag nach Spanien überweisen zu wollen. Ok, Auslandsüberweisung, sagt sich die Bankfachkraft, toll, da macht SEPA ja endlich mal wirklich Sinn. Und schwuppdich ist das Geld auf den Weg gebracht. Wird schon stimmen. Liegt ja schriftlich vor.

Etwa 15 Minuten später beglückt sie der Kontoinhaber mit einem Anruf. Der ist jetzt gar nicht so begeistert, denn das Überweisungsformular kam nicht von ihm und die Unterschrift somit auch nicht. Bei der regelmäßigen Durchsicht der Kontobewegungen war diese Buchung gerade aufgefallen. Zum Glück nutzt man seit Jahren konsequent das Online-Banking der Hausbank. Überweisungsträger per Post zu verschicken wäre da der reine Anachronismus. Und dennoch ist der Bank Nichts aufgefallen.

Der offensichtlich maschinell ausgefüllte Überweisungsträger war bei der Post im Raum Saarbrücken aufgegeben worden. Allein schon diese Tatsache hätte die Bank misstrauisch machen können. Aus welchem Grund sollte der im gleichen Dorf angesiedelte Bankkunde statt der üblichen Online-Überweisung den Postweg über Saarbrücken nehmen? Die Überweisung war an eine Bank in Barcelona adressiert. Der Name des Kontoinhabers klang nun jedoch nicht gerade spanisch. Ähnlich klingende Namen standen vor Jahren auf den kultigen Faxen der Nigeria-Connection, später dann auf E-Mails, die vorgeblich aus Hongkong kamen.

Spätestens da hätten bei der Bank alle Alarmglocken schrillen müssen. Ein zwar technisch formvollendet vorliegender Überweisungsträger, aber ein für diesen Kunden ziemlich unplausibler Vorgang wäre zumindest einen Anruf zur Überprüfung wert gewesen. Wenn die Bank jetzt vorschlägt, künftig nur noch Überweisungsträger mit zwei Unterschriften in unterschiedlichen Farben einzureichen, scheint das auf den ersten Blick sinnvoll zu sein, aber auch nur auf den ersten, bei einem Kunden, der seit Jahren alle Überweisungen nur online erteilt.

Derartige Betrugsfälle sind nicht grundsätzlich neu. Die gab es auch in früheren Jahren. Mit der SEPA-Einführung verschwindet das Geld jedoch ganz hurtig über die Landesgrenzen und ist kaum wieder einzufangen. Wenn dann die regional zuständigen Bearbeiter bei der Polizei pünktlich um 16:00 in ihren wohlverdienten Feierabend gehen, haben die Betrüger ausreichend Zeit, in Spanien (oder wo auch immer) das Zielkonto rechtzeitig abzuräumen. Wer glaubt, beim vorgeblichen Kontoinhaber das Geld noch finden zu können, wird diese Hoffnung wohl begraben dürfen. Mit SEPA wurde Bankraub offensichtlich ein elegantes Kinderspiel.