Deutschland viel zu warm

Jahresmitteltemperatur erstmals über zehn Grad Celsius. Dezember brachte neuen Windkraftrekord.

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Rekorde über Rekorde. Eigentlich scheinen sie nicht so richtig zusammen zu gehören, aber irgendwie doch: das deutsche Klima, die Himalaya-Gletscher und ein neuer Windenergierekord.

Fangen wir mit den Gletschern an. Aus Chinas Hauptstadt Beijing kommen Nachrichten, die in der Region die Alarmglocken läuten lassen sollten. Die Nachrichtenagentur Xinhua zitiert chinesische Wissenschaftler, die von einem raschen Rückzug der Gletscher berichten. Auf der Tibetischen Hochebene seien die Temperaturen in den letzten 50 Jahren doppelt so schnell gestiegen wie in vielen anderen Weltregionen. Die Gletscher würden seit Jahrzehnten schrumpfen, und ihr Rückzug habe sich in der letzten Dekade beschleunigt. Dazu muss man wissen, dass die Gletscher viele der großen Ströme Asiens speisen, zum Beispiel den Brahmaputra, den Mekong, den Gelben Fluss oder den Yangtse.

Gleichzeitig vermeldet der Deutsche Wetterdienst das bisher wärmste Jahr für Deutschland seit 1881. Das ist das erste Jahr, aus dem flächendeckende Aufzeichnungen vorliegen. Demnach betrug die übers ganze Jahr und die ganze Republik gemittelte Temperatur der Luft in zwei Meter Höhe über dem Erdboden 10,3 Grad Celsius. Der neue Rekord setzt sich, wie die Grafik zeigt, außergewöhnlich deutlich von seinen Vorgängern ab. Erstmalig überstieg die Jahresmitteltemperatur zehn Grad Celsius.

Abweichung vom langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990. (Bild: DWD)

Vor allem die Wintermonate Januar und Februar fielen extrem warm aus. Von einigen Ausnahmen abgesehen gab es so gut wie keinen Frost. Der Februar lag um 3,9 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Aber auch im Juli wurde der Referenzwert um 2,3 Grad Celsius übertroffen. Unter anderem wurde das bisher heißeste Pfingstfest registriert. Pfingstmontag, der 9. Juni, war der heißeste Tag des Jahres. Ansonsten waren es aber vor allem die kälteren Monate Januar bis April und Oktober bis Dezember, die weit nach oben abwichen. Damit scheint sich die Erwartung der Klimatologen zu bestätigen, dass in Mitteleuropa der Klimawandel vor allem die kühle Jahreszeit wärmer machen wird.

Was den Niederschlag angeht, so war das Jahr im Bundesdurchschnitt etwas zu trocken, obwohl es eine Reihe extremer Niederschlagsereignisse gab. Unter Trockenheit hatte vor allem das sandige Brandenburg zu leiden, in dessen Nadelwäldern ohnehin schon mitunter eine Waldbrandgefahr auf südeuropäischen Niveau herrscht. Das sonnenscheinreichste Bundesland war übrigens Mecklenburg-Vorpommern. In Arkona auf der Insel Rügen zeigte sich die Sonne mit rund 2030 Stunden deutschlandweit am meisten.

Der Klimawandel schreitet also voran, aber immerhin auch ein Teil der Lösung, nämlich der Umbau der Stromversorgung. Oder zumindest, der Ausbau der Windkraftnutzung. Die Fotovoltaik blickt auf ein ziemlich mageres Jahr zurück, denn hier scheint der Zubau neuer Anlagen dank der restriktiven Politik der alten wie der neuen Bundesregierung fürs erste nur noch sehr bescheiden auszufallen.

Anders noch beim Wind. Wie berichtet hat der Ausbau 2014 mächtig geboomt und das Wetter sorgte außerdem dafür, dass im Dezember ein neuer Monatsrekord gesetzt wurde. Der Fachinformationsdienst IWR schreibt, dass Windräder im Dezember 8,9 Milliarden Kilowattstunden ins Netz eingespeist und damit einen neuen Monatsrekord aufgestellt haben. Der bisherige Rekord von 8,4 Milliarden KWh war im Dezember 2011 aufgestellt worden.

Da 2015 nicht nur an Land kräftig weiter gebaut wird, sondern auch auf See verschiedene Windparks mit zusammen 2400 Megawatt Leistung ans Netz gehen werden, rechnet der IWR damit, dass der neue Rekord schon bald gebrochen wird. Auf See wird wegen der wesentlich besseren Windverhältnisse mit mehr als doppelt so vielen Volllaststunden gerechnet wie an Land.