General Motors will vom Volt zum Bolt

GM will mit einem neuen Kleinwagen Tesla im Rennen um die größte Reichweite von Massenmarkt-Elektrofahrzeugen Konkurrenz machen.

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Von
  • David Talbot
  • Kevin Bullis

GM will mit einem neuen Kleinwagen Tesla im Rennen um die größte Reichweite von Massenmarkt-Elektrofahrzeugen Konkurrenz machen.

Der Automobilriese General Motors hat in der vergangenen Woche ein vollelektrisches Konzeptfahrzeug vorgestellt, das eine besonders große Reichweite verspricht. Der Bolt, Bruder des Plug-in-Hybriden Volt, ist als Kleinwagen konzipiert, der 320 Kilometer ohne Aufladen fahren soll – etwas, was man sonst nur von Luxusfahrzeugen wie dem Tesla Model S kennt. Der Preis soll sich mit 30.000 US-Dollar zudem im Rahmen des Bezahlbaren bewegen.

Der Bolt soll 2017 auf den Markt kommen. Damit wäre das Auto ein direkter Konkurrent zu einem neuen Massenmarktmodell, an dem Tesla arbeitet. Bei alldem gilt: Elektroautos wären für Otto Normalverbraucher wesentlich attraktiver, wenn sie mit einer Ladung ähnlich weit kämen wie Benziner nach dem Auftanken.

Die technischen Details zum Bolt sind noch mager. Weder zum Batteriedesign noch zur verwendeten Batteriechemie hat GM konkrete Angaben gemacht. Um die Ankündigung umzusetzen, müsste der Konzern entweder ganz neue Verfahren nutzen – oder, was wahrscheinlicher ist, wie im Tesla zahlreiche Lithium-Ionen-Akkus verbauen. Was aber nur ginge, wenn dort die Kosten schrumpfen, wie Beobachter sagen. LG Chem, das Unternehmen, das die Lithium-Ionen-Batteriesätze für den GM Volt baut, hat allerdings bereits angekündigt, Akkus für Fahrzeuge mit einer Reichweite von 320 Kilometern herstellen zu wollen – zu welchem Preis, ist unbekannt.

Bei GM wird mittlerweile seit 2012 an Elektrofahrzeugen mit großer Reichweite gearbeitet. Damals hoffte die Firma noch, eine ganz neue Technik einsetzen zu können, die am Argonne National Laboratory entwickelt worden war und von einem Start-up namens Envia kommerzialisiert werden sollte. Kurz danach zeigte sich aber, dass die Stromkapazität der neuen Hochleistungsakkus nicht wie gedacht ausfiel. Sie machten zu früh schlapp.

Tesla glaubt, bis 2017 ein 320-Kilometer-E-Auto außerhalb der Luxusklasse liefern zu können. Das werde dann aber mindestens 35.000 Dollar kosten. Gelingen soll dies vor allem durch eine Massenproduktion von Standardakkus, für die der Konzern eine eigene Großfabrik aufbaut.

GM arbeitet nicht nur am Bolt. Auch beim Volt, dessen zweite Generation ebenfalls in der letzten Woche präsentiert wurde, geht es weiter. Hier liegt die reine Elektroreichweite ohne Nutzung des ebenfalls verbauten Benzinmotors nun bei 80 Kilometern, zuvor waren es keine 62. Auf längeren Fahrten wird der Verbrenner aktiv.

Die Verbesserungen bei der Volt-Batterie geben die Richtung vor, wie GM die Kosten für seine Lithium-Ionen-Zellen auch für den Bolt drücken könnte. So wurde der Aufbau des Akkupacks verbessert und an der Gestaltung der einzelnen Zellen und ihrer Batteriechemie gearbeitet, verriet die Firma. Die Reichweite verbessert sich auch, weil der Akku tiefer entladen werden kann als bisher, ohne dass es Haltbarkeitsprobleme gibt.

Der Volt verwendet wie erwähnt Zellen von LG Chem – aus einer Fabrik in Michigan, die zwischenzeitlich aufgrund von Nachfrageschwächen die Produktion einstellen musste. Im Akkupack sitzen weniger, dafür aber größere Zellen. Sie können 18,4 Kilowattstunden statt bislang 17,1 Kilowattstunden speichern. Der Volt hat auch mehr PS, 120 kW statt nur 110 kW.

Auch eine weitere Neuerung verspricht Effizienzgewinne: Zwei Elektromotoren sind verbaut. Der eine ist für geringe Geschwindigkeiten wie im Stadtverkehr gedacht, der andere hilft bei höheren Geschwindigkeiten, etwa bei der Beschleunigung.

Bislang fallen die Verkäufe beim Volt, den GM bereits vor fünf Jahren eingeführt hatte, allerdings nicht sonderlich gut aus. Bislang wurden insgesamt etwas mehr als 73.000 Stück in den USA abgesetzt. 2014 waren es 18.805 Fahrzeuge, ein Minus von satten 18,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Nissan Leaf, ein reiner Stromer, erreichte dagegen 30.200 Verkäufe in den USA, ein Plus von 33,6 Prozent. Der Volt der zweiten Generation, der als Modelljahr 2016 verkauft wird, soll nicht vor Mitte 2015 auf den Markt kommen. Der Preis ist noch unklar.

(bsc)