Virtuelle Realität fürs Ohr: Objektbasiertes Audio soll Klang verbessern

Systeme, die die Wellenfeldsynthese nutzen, erlauben es, Schallquellen beliebig im Raum zu platzieren – und zwar so, dass sie für jeden Zuhörer gleich klingen.

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Seit vielen Jahren sorgt Digitaltechnik für klaren Klang, und das Frequenzspektrum umfasst bei hochwertigeren Anlagen seit Langem den vollen Umfang dessen, was das menschliche Gehör wahrzunehmen vermag: Töne von 20 bis 20.000 Hertz. Man könnte also fragen, was die weitere Entwicklung in der Audiotechnologie überhaupt noch bringen soll.

Offenbar scheint aber eine Steigerung möglich – selbst für die Ohren von Laien, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe in einer Analyse zum Thema besserer Klang. Das lassen zumindest die Erfahrungsberichte zum neuesten Kinosound-Standard "Dolby Atmos" vermuten: Schon der Atmos-Trailer lasse allenthalben die Kinnladen herunterklappen. Zwischenmenschliche Szenen würden emotional dichter. In Deutschland ist das System inzwischen in gut einem Dutzend Kinosäle installiert, unter anderem in Berlin, Hamburg und Nürnberg.

Atmos wartet mit noch mehr Boxen auf und bezieht erstmals auch die dritte Dimension durch Deckenlautsprecher mit ein. Doch die eigentliche Revolution findet hinter den Kulissen statt: Bei der Produktion wird der Sound nämlich nicht – wie sonst üblich – für eine gewisse Anzahl von Kanälen fertig abgemischt. Stattdessen bekommt jede Klangquelle eine räumliche Position zugeordnet. Die kann sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zuschauerraums liegen und sich auch verändern.

Diese Metadaten bilden mit der zugehörigen Tonspur ein sogenanntes Audioobjekt. Erst bei der Wiedergabe "rendert" ein spezieller Audioprozessor den Sound – berechnet also aus den Audioobjekten, was genau jede einzelne Box in welcher Lautstärke wiedergeben muss. Dadurch lassen sich Geräusche präziser positionieren, als das bei fünf oder sieben Kanälen möglich ist. Der Umstieg auf objektbasiertes Audio behebt zudem ein Problem bisheriger Raumbeschallungen. "Nur für Hörer mit optimaler Platzierung in der Mitte stimmt der räumliche Eindruck", erläutert René Rodigast vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie (IDMT) in Ilmenau.

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(bsc)