Portugal brennt ab

Gut die Hälfte aller in Südeuropa registrierten Brände gibt es in Portugal und die Zahl soll sich wegen der Klimaveränderungen auf der Iberischen Halbinsel verdreifachen

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Ein Brandsommer jagt den nächsten in Portugal. Allein das kleine Land Portugal am westlichen Rand Europas verzeichnete die meisten Brände in den vergangenen Jahren. Zwischen dem Jahr 2000 und 2013 sind nach einer Studie der Universität Trás-Os-Montes y el Alto Duero (UTAD) im Land insgesamt 1,3 Millionen Hektar Wald abgebrannt. Das waren fast 15 Prozent der gesamten Landesfläche. Nach Angaben der Studie wurden in den 13 untersuchten Jahren etwa 19.000 Waldbrände in Spanien, Frankreich, Griechenland Italien und Portugal registriert. Allein auf Portugal entfielen mehr als 10.000 und damit deutlich mehr als Hälfte aller Brände.

Bezogen auf die abgefackelte Fläche entfiel auf Portugal mit 37,7 Prozent mehr als ein Drittel der abgebrannten Gesamtfläche von 3,5 Millionen Hektar. Und das ist angesichts der geringen Größe enorm. Portugal ist deutlich kleiner als Griechenland, besitzt nicht einmal ein Drittel der Fläche Italiens, weniger als ein Fünftel der Fläche des spanischen Nachbarn und nur etwa ein Siebtel der Fläche Frankreichs. José Aranha, einer der Wissenschaftler, die an der Studie mitgearbeitet haben, macht für die vielen Brände vor allem den Privatbesitz verantwortlich. "Wir sind das Land mit dem größten privaten Waldbesitz in Europa mit 85 Prozent." Die seien meist völlig sich selbst überlassen. Deshalb entsteht viel Unterholz und das dient beim Ausbruch eines Feuers wie ein Brandbeschleuniger und macht das Löschen noch schwieriger.

Zudem basiere die Brandbekämpfung oft auf freiwilligen Feuerwehren, fügt Aranha an. Er fordert verstärkte Mittel zur präventiven Brandbekämpfung und mehr Mittel für die akute Bekämpfung. Sonst, so Aranha, sehe das Land einer flammenden Zukunft entgegen. Er fordert auch, eine Aufforstung mit Mischwäldern. Monokulturen würden die Ausbreitung von Feuern begünstigen. Auf der Iberischen Halbinsel, so wird allseits vermutet, würden alte Wälder abgebrannt, auch um die Fläche mit schnell wachsenden Bäumen für die Papierindustrie bepflanzen zu können.

Die Aussichten für die Zukunft der Wälder auf der Iberischen Halbinsel sind insgesamt angesichts der Klimaveränderungen finster, hat eine Studie ebenfalls gerade festgestellt, die in der Wissenschaftszeitschrift "Agricultural and Forest Meteorology" veröffentlicht wurde. Wissenschaftler aus Spanien und Portugal sagen angesichts der prognostizierten Klimaveränderungen voraus, welche die Iberische Halbinsel besonders hart treffen, dass sich die abgebrannte Fläche sogar verdreifachen könnte:

"By 2075, mean burnt areas could be about two to three times larger than in the present, taking into account current climate projections for the next century, and non-significant changes in other external factors, such as human activity, fire suppression or land use."

Sie gehen auch davon aus, dass die Temperaturen vier Grad über dem Durchschnitt liegen werden, wie auch andere Studien zeigen, wenn das bisherige Ziel erreicht wird, die Klimaerwärmung auf zwei Grad weltweit zu beschränken. Die Brände würden aber nicht allein im Sommer stattfinden, sondern auch bei bestimmten Wetterlagen zu anderen Jahreszeiten. In den letzten Jahren sind schon verstärkt Brände im Frühjahr auf der Iberischen Halbinsel zu beobachten und werden von starken Dürreperioden begünstigt. Da sie das Szenario schon für unvermeidlich halten, fordern die Wissenschaftler Vorbereitungsmaßnahmen und verstärkte Anstrengungen, um die Klimaveränderungen einzugrenzen.