Norwegen beschließt "Kohle-Divestment“

Das Parlament in Oslo votiert einstimmig für einen deutlichen Abbau von Investitionen in die Kohleindustrie

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Der historische klimapolitische Schritt war am Freitag dann nur mehr "Formsache": Das Parlament in Oslo hat einstimmig ein spektakuläres "Kohle-Divestment“ beschlossen (siehe dazu: Keine Kohle für die Kohle!). Der staatliche Pensionsfonds Statens pensjonsfond, mit einem Vermögen von mehr als 800 Milliarden Euro weltweit der zweitgrößte, soll alle Beteiligungen an Bergbaufirmen und Stromkonzernen verkaufen, deren Kohleanteil am Umsatz bei 30 Prozent oder höher liegt.

Dem vorangegangen waren monatelange Diskussionen und schließlich die relevante Feststellung des Finanzausschusses des Parlaments, dass Investitionen in die Kohle "unethisch" seien. Ende Mai einigten sich daraufhin bereits alle im Parlament vertretenen Parteien auf den nun beschlossenen Teilausstieg aus dem Investment in Kohle. So war das Abstimmungsergebnis am Freitag keine Überraschung mehr.

Spannend wird nun sein, was dem "Tag für die Geschichtsbücher", wie Umweltschützer begeistert kommentierten, folgt. Geht es nach Angaben des norwegischen Finanzministeriums müssen ab Januar 2016 50 bis 75 Unternehmen mit einem Abzug von umgerechnet insgesamt 4 bis 4,5 Milliarden rechnen.

Die Umweltschutzorganisation urgewald hält dem eine eigene Analyse entgegen, wonach sich die Umschichtungen infolge des Divestments auf 7,7 Milliarden Euro belaufen und 122 Unternehmen betreffen könnten. Darunter werden auch wichtige deutsche Energieversorger genannt: E.ON, RWE und Vattenfall. Große deutsche Kohlefinanziers wie Allianz und Deutsche Bank sollten sich ein Beispiel an Norwegen nehmen, wird appelliert .

Kritiker dämpfen allzu hochgesteckte Erwartungen. Ethische Vorgaben sind oft etwas schwammig formuliert und lassen Spielräume. So wird von Bobachtern eine flexible Handhabung erwartet. Unternehmen bauen ihr Kohle-Engagemnet so ab, dass sie unter der 30-Prozent-Grenze bleiben und damit im Fonds. Möglicherweise bieten sich mit geschickten Transfers Ausweichmöglichkeiten, lässt dies vermuten.

Andere Kritiker verweisen auf die Ambiguität der Klimapolitik in Norwegen, angesichts der Kohleförderung auf Spitzbergen, die die "Erdatmosphäre mit jährlich 6 Millionen Tonnen CO2 belastet".