Leipziger Medienpreis geht an Jafar Panahi und Nedim Şener

Iranischer Filmemacher und türkischer "Terrorist" ausgezeichnet

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Am Donnerstagabend wurde der diesjährige "Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien" der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig verliehen. Die mit mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung ging zur Hälfte an den iranischen Filmemacher Jafar Panahi, der sein Filmverbot heimlich dadurch umging, indem er in Teheran Kameras in einem Taxi installierte und den Dialog mit seinen Fahrgästen filmte. Mit Taxi Teheran gewann er bei der diesjährigen Berlinale. Seine früheren Filme hatten Panahi eine sechsjährige Haftstrafe eingebracht. Wegen Ausreiseverbot nahm die Auszeichnung Panahis Bruder in Empfang.

Die andere Hälfte des Leipziger Medienpreises ging an den Journalist Nedim Şener, der in der Türkei wegen angeblicher "Verschwörung gegen Präsident Erdogan" angeklagt wurde. Sein Verbrechen bestand im Schreiben eines Buchs über den Mord Buch an Hrant Dink, den Şener anders als Erdogan deutet. In der Türkei gilt Şener als Terrorist. So soll er einer militante Terrororganisation "Ergenekon" angehört und das Volk zu Hass und Feindschaft aufgestachelt haben.

Der Leipziger Medienpreis wurde diesmal im Rahmen des Gründungskongresses des neuen Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (European Centre for Press and Media Freedom - ECPMF) vergeben. In Form einer Europäischen Genossenschaft, SCE, koordinieren sechs festangestellte Mitarbeiter am Standort Leipzig europäische Medienfreiheitsinitiativen und Aktivitäten. Das Zentrum soll Verletzungen der Pressefreiheit und die Verfolgung von Journalisten europaweit dokumentieren und sowohl Öffentlichkeit als auch Politik informieren.

Für den Standort Leipzig sprach nicht zuletzt die historische Bedeutung als Ort der Montagsdemonstrationen, bei denen das Volk vom Staat die Meinungsfreiheit auf der Straße mit friedlichen Mitteln eingefordert hatte. Auf der Gründungskonferenz in Leipzig diskutierten überwiegend aus dem Ausland angereiste Journalisten, Medienjuristen und Politiker über die Situation von Journalisten und Whistleblowern, die in vielen Ländern mit Haft und Mord bedroht sind. Auch die aktuellen deutschen Gesetzesvorhaben, die Whistleblowing massiv erschweren werden, erfuhren deutliche Kritik.