Südkorea: 179 Professoren wegen Urheberrechtsverletzungen angeklagt

Copyright-Verfahren gegen einen Ring an Plagiatoren, Plagiierten und Verlagen

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Wie das Time Magazine und die University World News berichten, wurde in Südkorea ein wissenschaftlicher Publikationsbetrug aufgedeckt, dessen Komplizenschaft überrascht.

Sage und schreibe 179 Professoren von 110 Universitäten des Landes stehen seit vergangener Woche wegen Urheberrechtsverletzungen unter Anklage: Sie hatten, mitunter mehrfach, bereits erschienene Lehrbücher anderer Wissenschaftler mit neuen Coverabbildungen versehen und unter eigenem Namen nochmals publiziert. Offensichtlich fand der Betrug unter Willigung der die Originale veröffentlichenden Verlage und teils sogar der plagiierten Kollegen statt.

Absicht der betrügenden Professoren war es allem Anschein nach, durch die Scheinpublikation die Wahrnehmung ihrer wissenschaftlichen Leistung in anstehenden Evaluierungsverfahren zu schönen. Angesichts einer ungewöhnlichen Kungelei bei den aufgedeckten Vergehen stehen auch einige Verlagsvertreter unter Anklage. Betroffen sind fünf Verlagshäuser, von denen eines wissentlich stattliche 23 plagiierte Lehrbücher herausbrachte.

Da Lehrbücher der Professoren als prüfungsrelevante Grundlagenlektüre für deren Veranstaltungen gelten, entwickeln sie sich oft zu wahren Verkaufsschlagern unter den Studierenden. Folglich dürfte der zu erwartende Gewinn den Verlagsvertretern den Betrug schmackhaft gemacht haben. Überdies gab es für sie so eine einfache Möglichkeit, überzählig produzierte Lehrbücher als scheinbare Neuerscheinung doch noch zu verkaufen und ihre Lager zu leeren.

Das Bildungsministerium des Landes geht überdies davon aus, dass zumindest in einigen der Fälle die Autoren der ursprünglichen Lehrbücher der Täuschung ihren Segen gaben: Diese befürchteten anscheinend, bei einer Weigerung keine weiteren Bücher mehr beim die Plagiate unterstützenden Verlag veröffentlichen zu können, oder waren daran interessiert – quasi im Ringtausch - selbst Bücher anderer Wissenschaftler zu plagiieren.

Das südkoreanische Bildungsministerium forderte von den Universitäten, an denen die schwindelenden Wissenschaftler tätig sind, drastische Bestrafungen. Das Ministerium selbst sinniert laut University World News über die Aberkennung wissenschaftlicher Auszeichnungen sowieEinstellungssperren. Zivilrechtlich scheinen auch Gefängnisstrafen möglich, die juristischen Verfahren, in denen die Strafen ermittelt werden, sollen bereits im Januar beginnen. Die Gesetzgebung Südkoreas erlaubt bei Copyrightverletzungen das Verhängen von Gefängnisstrafen bis zu fünf Jahren Haft oder Geldstrafen in Höhe von 50 Millionen Won, knapp 40.000 €.