China: Mehr Windenergie

Ausbautempo weiter auf hohem Niveau. Netzanbindung soll verbessert und die Einspeisung endlich privilegiert werden

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China hat großes in Sachen Wind und Solarenergie vor. 2016 will man nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg neue Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von mindestens 20 Gigawatt (GW) errichten. Das würde das Ausbautempo auf dem erreichten hohe Niveau fortsetzen.

Bei der Solarenergie ist so gar eine weitere Beschleunigung geplant. 15 GW sollen 2016 hinzu kommen. Nach Daten der chinesischen Nationale Energy Agentur, die Bloomberg zitiert, waren bis zum Jahresende 2015 insgesamt 120 GW Wind- und 43 GW Solarleistung installiert.

Unklar ist dabei allerdings, ob diese auch bereits vollständig ans Netz angeschlossen war. China hat notorische Problem mit Netzanbindung, Überlastung der entsprechenden Verbindungen und fehlendem Vorrang für sauberen Strom, was dazu führt, dass die Anlagen nicht in vollem Umfang die mögliche Menge ins Netz einspeisen können. Im ersten Halbjahr 2015 ging den Betreibern von Windkraftanlagen umgerechnet fast eine Milliarde Euro verloren. Nach unterschiedlichen Quellen blieben 15 bis 20 Prozent der möglichen Windstromproduktion ungenutzt.

Zugleich mit den Ausbauzielen für 2016 wurde daher auch ein Ausbau der Infrastruktur versprochen.Die Probleme werden von chinesischen Fachleuten seit längeren diskutiert. Eine Lösung für die Erzeuger in der Nähe der großen Verbrauchszentren im Osten des Landes könnte die Nutzung des Stroms zum Heizen sein. In Beijing (Peking), das im Dezember unter besonders schwerem Smog zu leiden hatte, wird derzeit darüber nachgedacht, berichtet E&E Publishing, Windstrom in den Heizkraftwerken einzusetzen, um Kohle einzusparen.

Andere Städte im kalten, aber windreichen Nordosten haben entsprechende Versuchsprojekte bereits gestartet. Die Idee stammt aus Dänemark, wo man bereits vor einigen Jahren angefangen hat, in den dort weit verbreiteten Blockheizkraftwerken bei reichlich Windstrom die Brenner aus und dafür überdimensionale Tauchsieder anzuschalten. Denkbar wäre das auch hierzulande, doch fehlt es dazu zum einen an Heizkraftwerken, die im Westen der Republik immer noch rar sind. Zum anderen müssten dafür auch entsprechende ökonomische Anreize geschaffen werden.

Auch in China scheint es diesbezügliche Probleme zu geben. Der erwähnte Betrag von E&E-Publishing spricht davon, dass der Preis für Kohle deutlich zurückgegangen ist und weiter falle. Das führe dazu, dass mit Kohlekraftwerken mehr Geld als mit Windkraftanlagen verdient werden kann. Zugleich hätten Chinas größte Windparkbesitzer zugleich wesentlich größere ökonomische Interessen in Kohlekraftwerken stecken, weshalb sie einer Politik, die Kohle durch Wind ersetzen will, Widerstand entgegensetzten. Außerdem sei es bei den gegenwärtigen Preisen für ein Heizkraftwerk nicht rentabel, Windstrom einzukaufen und dadurch billige Kohle zu ersetzen.

Eines der Probleme ist die Frage, welcher Stromproduzent im Netz den Vorrang hat. Bisher haben chinesische Betreiber von Kohlekraftwerken von den Behörden eine bestimmte Anzahl von Betriebsstunden im Jahr garantiert bekommen. Um das gewährleisten zu können, mussten die Netzgesellschaften für Wind-, Solar- und Wasserkraftstrom zeitweise die Abnahme verweigern.

Seit Anfang Dezember hat sich das geändert, nun hat der Strom der erneuerbaren Energieträger grundsätzlich den Vorrang. Allerdings fehlen noch die Ausführungsbestimmungen für die neuen Vorschriften. Mit ihnen wird zu Jahresbeginn gerechnet, doch auch dann wird die Umstellung noch etwas dauern.