MSF über den Krankenhausbeschuss in Idlib

Am 15. Februar 2016 wurde ein von MSF unterstütztes Krankenhaus im Nordwesten von Syrien mehrmals gezielt beschossen

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Nach Auskunft der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen (MSF) gegenüber Telepolis wurde die Klinik in Maarat Al-Numan in der Provinz Idlib gegen 9.00 Uhr innerhalb von wenigen Minuten "durch vier Raketen aus zwei Flugzeugen getroffen". Mindestens 25 Menschen wurden dabei getötet In der Folge begannen Rettungskräfte mit der Bergung von Opfern. Gegen 10.00 Uhr folgte ein weiterer Luftschlag, dabei wurde ein Helfer verletzt.

Zum Zeitpunkt des Angriffs hörten Personen, "die sich in der Nähe des Krankenhauses oder im Gebäude aufhielten – darunter auch die Mediziner, die von Ärzte ohne Grenzen unterstützt werden und eng mit der Organisation zusammenarbeiten -, Flugzeuge am Himmel", teilt MSF mit. Der Angriff hatte im Vorfeld der Feuerpause große Kritik ausgelöst, beschuldigt wurden die russischen oder syrischen Konfliktparteien: Amnesty bezichtigt russische und syrische Streitkräfte, gezielt Krankenhäuser anzugreifen.

Die Organisation beruft sich bei ihren Angaben auf Aussagen von Anwesenden vor Ort, darunter auch Ärzte. Die Zeugen gehen wegen der "Präzision der Angriffe, ihrer Intensität, des Explosionsradius und des Ausmaßes der Zerstörung des Krankenhauses zweifelsfrei" von einem Luftangriff aus.

Zur Zeit des Angriffs hatte die Opposition die Kontrolle über das Gebiet rund um das Krankenhaus. Nach dem "besten Wissen" der Organisation war nur die internationale Koalition der syrischen Regierung mit Luftstreitkräften in der Region präsent, um gegen die bewaffnete Opposition vorzugehen. MSF betont allerdings, nicht in der Position zu sein, "zweifelsfrei feststellen zu können, wer für den Angriff verantwortlich ist", und appelliert deshalb an alle Kriegsparteien in Syrien eine unabhängige Untersuchung des Angriffs zu veranlassen, wie Joanne Liu, Präsidentin von MSF, auf einer Pressekonferenz in Genf forderte.

Die im Nordwesten von Syrien handelnden Konfliktparteien Russland und Türkei bestreiten eine Verantwortung für den Angriff auf das Krankenhaus von Maarat al-Numan und beschuldigen sich gegenseitig (Türkei-Russland: Im Propaganda-Theater).

Unter den 25 Toten des Angriffs befinden sich Mitarbeiter der Klinik, Patienten und Begleitpersonen sowie ein Kind. Mindestens elf Menschen wurden durch den Beschuss verletzt. Bei dem zerstörten Krankenhaus handelt es "sich nicht um eine Klinik von Ärzte ohne Grenzen", so MSF. Allerdings wurde das Krankenhaus seit September 2015 umfassend von der Organisation – unter anderem durch die Lieferung von medizinischem Material und Medikamenten, bei der Finanzierung der laufenden Kosten oder mit medizinischer Beratung – unterstützt.