Trumps Erfolg verstört ausländische Diplomaten

Bislang wurde der Erfolg des populistischen Präsidentschaftskandidaten eher mit Unverständnis verfolgt, allmählich löst er angeblich Panik aus

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Donald Trump löst bereits Beunruhigung im Ausland aus. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass der exzentrische Milliardär, der den Wutbürger vertritt und ein politischer Außenseiter ist, ohne Erfahrung mit Diplomatie, amerikanischer Präsident werden könnte. Doch Wutbürger sind politisch wohl im Kommen, die Menschen kehren sich von den etablierten Parteien und Medien ab, sie sind auf Protest gebürstet und schätzen einfache Antworten, Konsistenz ist weniger gefragt.

Nach Reuters haben sich bereits einige ausländische Diplomaten aus Europa, aber auch dem Nahen Osten, aus Lateinamerika und Asien an US-Regierungsvertreter gewandt und Besorgnis über die beleidigenden und ausländerfeindlichen Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten angemeldet. Drudgereport, auf Übertreibung gebürstet, titelte: "TRUMP SHAKES WORLD ORDER".

Als Außenstehender hat man den Eindruck, die Amerikaner wollen es mit Trump dem Establishment einmal zeigen, obgleich dieser selbst der Geldelite entstammt und nur seine Proletarierseite kultiviert hat. Ein wahrhaftes Simulakrum eines alternativen Politikers. Aber so schräg Trump in den USA ist, sein Konkurrent Cruz ist kaum besser, so sehr ähnelt er europäischen Politikerinnen und Politikern wie Wilders in den Niederlanden, Le Pen in Frankreich und den führenden AfD-Politikern um Petry, Höcke oder Storch.

Drei Angehörige der US-Regierung, die anonym bleiben wollen, sollen Reuters gesagt haben, dass Besorgnis aus Indien, Südkorea, Japan und Mexiko geäußert wurde, andere Länder wollten sie nicht nennen. Allerdings haben Regierungsangehörige aus Großbritannien, Mexiko, Frankreich und Kanada neben dem deutschen SPD-Chef und Wirtschaftsminister Gabriel Trump öffentlich kritisiert: "Ob Donald Trump, Marine Le Pen oder Geert Wilders - all diese Rechtspopulisten sind nicht nur eine Gefahr für Frieden und sozialen Zusammenhalt, sondern auch für die ökonomische Entwicklung", sagt Gabriel der "Welt am Sonntag".

Es sei höchst ungewöhnlich, dass ausländische Diplomaten Bedenken gegen Kandidaten während einer Wahlkampagne mitteilen. Auch privat würde dies kaum geschehen. Politiker wollen den Eindruck vermeiden, sie würden sich in die nationale Politik einmischen wollen. Schließlich könnten sie es sich dann mit dem Gewinner verderben, gegen den sie Einwände geltend machten. Besonders beunruhigt sollen die ausländischen Diplomaten über die Angriffe auf Einwanderer und Muslime von Trump gewesen sein. Regierungsangehörige aus Europa und dem Nahen Osten hätten sich beschwert, dass Trumps Äußerungen, etwa dass die Grenze für Muslime geschlossen werden soll, vom Islamischen Staat und anderen dschihadistischen Gruppen zur Propaganda benutzt wurden.

Ein Nato-Angehöriger soll Reuters gesagt haben, dass europäische Diplomaten den Erfolg von Trump ungläubig verfolgten und allmählich Panik bekommen würden: "Da die EU mit einer existenziellen Krise konfrontiert ist, gibt es mehr als die übliche Angst, dass die USA sich nach innen wenden könnte, wenn Europa mehr Unterstützung durch die USA benötigt als jemals zuvor." Das dürfte allerdings eher von osteuropäischen Diplomaten kommen.