Einstürzende Altbauten

Eingangsportal der Weltausstellung 1873

Jetzt ist sie wieder da, die schönste Zeit des Wien-Tourismus. Aber Vorsicht. Es könnte einem etwas auf den Kopf fallen.

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Ganz klar, es gibt zwei wunderbare Phasen für den Wien-Besuch: einmal im Mai, die Fliederzeit, und dann wieder im September, wo man fast schon einen europäischen Indianersommer geboten kriegt. Aber unterschwellig, unter dem ganzen Tourismus, schwelt die marode Architektur der Stadt. Und oberhalb der maroden Architektur trampelt der Tourismus dahin. Und natürlich droht, wie überall in Wien, ständig erhöhte Einsturzgefahr.

Dieser Zusammenhang zwischen Tourismus und Architektur ist beispielsweise in Venedig deutlicher zu erkennen. Die ganze Stadt steht auf morschen Pfählen, und je mehr Leute darüber hinwegstiefeln, umso eher versinkt das Ganze in den Fluten. In Wien ist es anders - aber dann war in Wien immer schon alles anders.

Der aus Hamburg angereiste Wien-Tourist, der mit dem Fiaker auf dem Ring am Parlamentsgebäude vorbeizuckelt, kriegt sich nicht mehr ein bei soviel 19tes-Jhdt-Zeitreise, voll die Kaiserzeit. Ist ja daheim beim Hamburger Feuersturm leider alles zerstört worden, damals. Und der Berliner aus Steglitz (mal vorausgesetzt, dass es dort überhaupt noch Berliner gibt), den man mit verbundenen Augen entführt und in Wien wieder freilässt, zum Beispiel im 10ten Bezirk, ruft unvermittelt aus: "Wat is los? Bin ick in Ostberlin jelandet? Oda wie?"

Dieses (Gedanken-) Experiment funktioniert natürlich nur im Juli, im Hochsommer, weil es da in Berlin und Wien gleichermaßen subtropische 38 Grad hat. Im September zieht in Berlin schon der kalte Herbst ein. Am 15ten September in Berlin noch mal draußen sitzen, einen "Kaffe" schlürfen? Vielleicht im Pelzmantel. DAS Vergnügen kann man in Wien in Hemdsärmeln haben.

Man ist hier also, wintermäßig, Berlin um gut einen Monat hinterher. In Wien sitzt man noch am 15ten Oktober draußen, erst Anfang November ist es dafür dann meistens ein bisschen zu kalt, weil der Schnee am 7ten November für einen kurzen Fototermin vorbeischaut. Danach bleibt Wien dann eine kalte, aber schneefreie Streusandwüste bis Anfang April, mit Zwischendurchtemperaturen von 24 Grad im Februar.

Gut und schön. Und woran sonst würde man noch merken, dass man nicht in Berlin ist? Nun: überall "Gasse" statt "Straße". Seltsame Schilder, seltsame Wörter. Wie jetzt im Sommer, "Urlaubssperre" - wo man denkt, der arme Mann in seinem kleinen Geschäft, darf nicht Urlaub machen! Aber trotzdem ist die Tür verriegelt?

Und am "Kaffee" natürlich, Betonung auf der zweiten Silbe, der in mannigfacher Gestalt daher kommt, als "Einspänner", "Kleiner Brauner", "Verlängerter", "Großer Schwarzer" oder auch "Latte Macchiato". Sehr phallisch orientierte Namen, irgendwie, aber immer das gleiche ungenießbare Gesöff. Man sieht: "Freud" konnte nur in Wien passieren. Nirgendwo sonst wurde der Unterleib so hartnäckig geleugnet wie in Wien. Das gilt nicht nur fürs Sexuelle, sondern gerade auch für den Tourismus.

Wien und Tourismus gehören zwar unzertrennlich zusammen, aber man muss sagen, dass die Wiener selber mit diesem Phänomen - "Tourismus" - offenbar zu keinem Zeitpunkt etwas anzufangen gewusst haben. Man muss sich das einmal vorstellen. Da steht also Österreich, ein Land, ein Drittel so groß wie die alte Bundesrepublik, drei Viertel so groß wie die alte DDR, mit einer Bevölkerung von 8 Millionen. Und jährlich ziehen 8 Millionen Touristen durch die Straßen der Hauptstadt, Wien. (Dies sind jetzt etwas polemische Statistiken. Die richtigen Zahlen sehen so aus.)

Und das Einzige, was den Einheimischen dazu einfällt, ist, einen harntreibenden Schaum mit verschiedenen Fantasie-Namen anzubieten. Der denkende Mensch würde hier doch meinen: FEHLT da nicht etwas?

Aber das war auch schon 1873 so, als Wien die große Weltausstellung beherbergte - eine Art Olympiade der Güterproduktion, die sich nachher als große finanzielle Pleite erwies. Die 2-Millionen-Metropole (damals, heute ist sie etwas geschrumpft) offerierte seinen avisierten 20 Millionen Besuchern (es kamen zum Glück nur 7,25 Millionen) Kaffee (Betonung auf der zweiten Silbe) und dazu eine besondere Neuheit: WeeCees - sogenannte englische "Wasser Closets" - auch auf der hinteren Silbe betont. Wer außerhalb des Ausstellungsgeländes mal irgendwo "musste" - durfte sich an eine Häuserwand stellen. Der zum Himmel schreiende Gestank, mitten im Hochsommer, knapp zehn Millionen statt sonst zwei Millionen Stehpinkler, brachte die Stadtverwaltung endlich auf die Idee, hier und da ein paar Pissoirs zu errichten. Dass die Damenwelt auch mal "musste" sank erst mit 30jähriger Verspätung in die Köpfe.

Und erst mehr als 100 Jahre nach dieser missglückten Weltausstellung, d. h., in den 70er Jahren des 20ten Jahrhunderts, brachte der amerikanische Hamburger-Konzern McDonald's endlich ein öffentliches Klo mitten in die Wiener Innenstadt, an den Schwarzenbergplatz. Das Familienrestaurant, das den Gebrauch von Messer und Gabel abschaffte und stattdessen zum Gebrauch der Finger beim Essen einlud, musste natürlich der Reinlichkeit zuliebe auch eine richtige Toilette mit Waschgelegenheit anbieten.

Anders als in den üblichen Gaststuben Wiens wurde einem hier für die Erlaubnis zum Toilettenbesuch kein vorheriger Obolus abgezwackt, und auch kein mürrisches Toilettenfräulein saß den Herren im Nacken, um sie zur Abgabe einer finanziellen Toilettenspende anzuhalten. Die öffentlichen Bedürfnisanstalten der Stadt - im Volksmund "Schilling-Hotels" genannt, weil dort, vornehmlich nachts, die Berber der Stadt (hier als "Sandler" tituliert) eine Unterkunft fanden - genügten ebenfalls in den seltensten Fällen irgendwelchen hygienischen Bedürfnissen. Einmal Hinsetzen und man hatte die Krätze auf Dauer. Händewaschen? Fehlanzeige!

All dies war bei McDonald's ungefragt anders. Im regelmäßigen Turnus wurde hier geputzt. Besucht wurden die Klos auch von solchen Kunden, die nachher nichts verspeisten. So besehen, schuldet die Stadt Wien der "Firma des Herrn Kroc" - 1 eine Dankesgabe in Millionenhöhe für die unentgeltlich über 30 Jahre zur Verfügung gestellte säuberliche Abfuhr der von den Touristenhorden ausgeschiedenen Gastronomie-Endprodukte. Die feineren Herrschaften, die am Graben und in der Kärntner Straße ihren Eiskaffee schlürfen, bezahlen einfach nur die saftigeren Preise für ihren Klo-Besuch der gehobeneren Nepp-Klasse.

Anders die Hunde. Die dürfen überall, quasi umsonst. Wien, genau wie die deutsche Hauptstadt "Bellin", ist ein aggressiv hundefreundliches Biotop, das sommers wie winters tonnenweise vom Hundekot aromatisiert wird. Im Winter, das bekannte Phänomen: wer zwischen zwei am Straßenrand geparkten Autos hindurchgeht, stapft in kuhfladentiefe Ablagerungen, die leicht auch mal über die Halbstiefelkrempe ins Schuhinnere dringen.

Im Sommer dagegen schwebt der parfümierte Staub durch die steinernen Canyons. Nun wäre Wien eigentlich im Sommer eine wunderschöne Stadt, man könnte sogar soweit gehen und von einer "Himmelsinsel" sprechen. Aus ungeklärten Gründen verlassen die Wiener aber gerade jetzt die Stadt und überlassen sie kampflos den Touristen. Man hat den Eindruck, als hätte die gesamte Wiener Bevölkerung den Touristen zugerufen: "Macht euern Kram alleine. Wir machen Urlaub - woanders."

Die sonst stets verkehrsinfarktgefährdete Stadt ist urplötzlich in voller Gänze verkehrsberuhigt, weil die Touristen ohne eigenes Auto anreisen. Der dagebliebene Einheimische fährt verwundert durch den üblicherweise völlig verstopften Ersten Bezirk (problemlos, mit dem eigenen Wagen) und findet einen Parkplatz, als wäre er ein vorstädtischer Sonntagsfahrer, beispielsweise in einer Kleinstadt wie Oberwart.

Aber die armen Touristen. Außer Kaffee trinken kann man in Wien im Sommer nämlich gar nichts tun. Erstens ist es grotesk heiß - und wer möchte schon auf der Straße im Strandkostüm umherrennen? (Die Wiener selber tun's natürlich. Die U-Bahnen sind angefüllt mit minimal unterarmschweißgehemmten Badenixen. In der alten Donau können sie meistens schon im Juni nicht mehr schwimmen. Wegen Pilzgefahr. Und der Neusiedlersee ist zu weit weg, zu flach und - erst recht - zu dreckig.)

Auch die Theater machen ausgerechnet im Sommer zu. Wegen Brandgefahr. Und das ist sicher gut so, denn selbst ohne die Wiener Kettenraucher, die sich an kein Rauchverbot irgendwo auf der Welt gebunden fühlen, stellen die Theater Wiens nichts weiter als lebensgefährliche Feuerfallen dar. Die im Olymp des Theaters in der Josefsstadt vor sich hinschnarchenden Abonnements-Seniorinnen wären schon bei der leisesten Rauchgasentwicklung unrettbar zwischen den Sitzreihen eingestielt. Im Volkstheater fänden im Brandfall nicht mal vollfitte Mittdreißiger den Weg hinaus, bevor der Rauch sie niedermacht: Ein Theaterbau als Irrgarten. Und in manchen anderen Kulturstätten der Donau-Metropole sitzt man so eng wie in einem alten Floh-Pavillon. Bei irgendeiner größeren Panik wäre der internationale Eklat perfekt.

Die mit gigantischen Millionenbeträgen subventionierten Theater der Stadt fahren selbst bei ausverkauften Häusern ("Cats" und dergleichen) immer nur rote Zahlen ein. Grund: die langen Sommerpausen. Und der Grund für die ist natürlich die im Sommer noch gesteigerte Brand- oder Einsturzgefahr. Ein einziges Mal 300 Touristen verbrennen brächte dem Land einen dauerhaften Tourismus-Schaden, dessen Nachwellen weit länger spürbar wären als einst die des Gly-Wein-Skandals. Sommertheater in den öffentlichen Parks der Stadt wäre auch architekturabhängig. Zelte oder Luftburgen würden einerseits das Ambiente von Schönbrunn oder des Belvedere empfindlich stören. Anderseits böten sie keinen wirklichen Schutz gegen die zuweilen auftretenden tropischen Stürme. Auch die Moskitos sind in der ehemaligen Sumpflandschaft dieser Stadt nie ganz auszurotten gewesen, und übertragen ebenso wie die Zecken heute gerne die Borreliose. (Dem widerspricht das offizielle Österreich, man will schließlich keine Panik unter den zahlenden Gästen auslösen, die sonst möglicherweise der schönen Natur des Landes fernblieben.)

Das städtische Areal, das man gefahrlos den Touristen überlassen kann, beschränkt sich weitgehend auf die unmittelbare Innenstadt, den sogenannten Ersten Bezirk. Was gibt es dort zu sehen? Kunst, Museen. Beispielsweise das Völkerkundemuseum, das wegen Umbauten vier Jahre lang geschlossen blieb. Beispielsweise die Albertina, die ihre Kunstschätze kaum vor einem gewöhnlichen Sommerregen in Sicherheit zu bringen weiß. Oder der architektonische Doppelpack der identisch aussehenden Museen "Kunsthistorisch" und "Naturhistorisch", deren pompöse und zugleich lebensgefährliche Architektur keinerlei modernen Anforderungen an ein Museum genügt. Im Kunsthistorischen wandern sogar Amateurdiebe unentdeckt mit den wertvollsten Objekten davon. Während Mütter mit Zweijährigen im Museumscafé in ständiger Angst leben, das Kind könnte sich in einer unbewachten Sekunde zwischen zwei steinernen Säulen hindurchzwängen und 20 Meter in die Tiefe zu Tode stürzen.

Kurioserweise fällt jedoch dem Wiener, wenn man ihn im Ausland fragt, was denn an Wien so besonders sei, immer zuerst das Wiener Riesenrad ein. Auf Englisch heißt das Riesenrad "Ferris Wheel", weil ein Herr Ferris das erste Riesenrad für die Weltausstellung 1893 in Chicago konstruierte. Es war um rund 20 Meter höher als sein späteres Wiener Pendant, das 1897 im Wurstelprater - zu Ehren des 50ten Bühnenjubiläums von Kaiser Franz Josef - errichtet wurde. Nachdem dieser (dann mittlerweile ungeliebte) Habsburger mitten im Ersten Weltkrieg den Löffel abgab, erwies sich das inzwischen auch wenig beliebte Riesenrad als unzerstörbar. Einzig deswegen steht es heute noch. Die berühmte Postkarte des Riesenrads mit der wohl leicht ironisch gemeinten Werbung für die "Interunfall Lebensversicherung" findet man indessen heute nicht einmal mehr im Internet. Dafür gibt es ein authentisches Foto des ziemlich lädierten Objekts nach dem ZWEITEN Weltkrieg, mit Joseph Cotten, aus dem Film "Der dritte Mann."

Das Wiener Riesenrad ist, vergleicht man die unzähligen neueren und weitaus größeren Konstruktionen dieser Art auf der übrigen Welt, die der Wikipedia Artikel zu diesem Thema auflistet - nur ein trauriges Überbleibsel aus längst vergangenen Zeiten, das zudem von den anderen und noch grauslicheren Attraktionen des Praters überschattet wird. Man wollte in Wien, als sich einmal die Option dafür bot, dezidiert kein "Disneyland" errichtet sehen2, und so ist der Prater eben geblieben, was er ist: ein überdimensionaler Nepp-Betrieb, eine Art Riesen-Dorf-Kirmes mit angeschlossenem Straßenstrich. Das einzig Lohnende dort ist das "Schweizerhaus", ein Restaurant, das "Riesen-Stelzen" (Eisbein) mit einem nüsternblähenden "Kren" (Meerrettich) serviert, und dazu echtes Budweiser Bier, gezapft.

Immerhin ist Wien, von oben besehen (genau, wie es Berlin auch noch bis vor 25 Jahren war) nur eine auf fünf Stockwerke angehobene ebene Fläche, sodass der Blick über die Dächer sich hinzieht in einen unendlichen Antennenwald. Aus der Höhe des Riesenrads konnte man seinerzeit über ganz Wien hinwegblicken, und kann es bis heute noch, da nicht eben viele Hochhäuser dazugekommen sind, die den Blick verstellen würden. Allerdings ist das Riesenrad nie riesig genug gewesen, um den Blick auf das noch riesigere Rad freizugeben, wie man es aus einer Montgolfiere oder Charliere der Napoleon-Zeit erblicken konnte.

Man erkennt deutlich, dass diese Form der Aeronautik nicht einmal zur Luftaufklärung getaugt hätte. Auch bei Napoleons Kriegseinsatz gegen Moskau erwiesen sich die Heißluftballons mitten im Winter als nicht eben hilfreich. Aus heutiger Sicht weiß man, dass sie als unbemannte sommerliche Brandbomben mehr getaugt hätten.

Es ist ernüchternd, wenn man an die atomare Hochrüstung des Kalten Krieges denkt, die sogenannte MAD-Strategie der Mutually Assured Destruction oder "gegenseitig zugesicherten Zerstörung", dass sogar heute noch das große Moskau völlig lahmgelegt werden könnte - durch vier strategisch in den Wäldern rund um die Stadt abgefackelte Montgolfieren.

Der schlecht steuerbare Ballon, der sich auf dem beigefügten Bild scheinbar so harmlos dem Wiener Stephansdom nähert, birgt also eine reale Gefahr - nämlich die, ähnlich der Hindenburg, am Turm des Steffls hängen zu bleiben und das ganze Gebäude von oben nach unten in Brand zu setzen.

Hindenburg Desaster. Bild: U.S. Navy

Der Gedanke mag amüsant erscheinen. Tatsächlich ist der Stephansdom bereits eine Brandruine, die mühsam vor dem Einstürzen bewahrt wird und deshalb heute meistens in ein Baugerüst eingekleidet dasteht. Aber interessant: Wenn man sich den Stefansdom und die gesamte Wiener Innenstadt aus der Luftperspektive der Google Maps betrachtet, erkennt man rasch, dass sich der Anblick, von oben betrachtet, seit 1783 kaum verändert hat. Die Stadt sieht aus wie ein etwas scheppes Rad aus dem Vor-Automobil-Zeitalter, man könnte auch sagen, wie eine Pilzkultur, die sich sternförmig von einem zentralen Punkt ausgedehnt und sich dann ein wenig verfestigt hat, bevor sie weiter strahlte. Der heutige "Ring", der Tourismus-Boulevard der Stadt, markiert die frühere Stadtmauer; der Gürtel, die innerstädtische Blechlawinen-Spur, bildete einst den äußeren Stadtrand.

Der Stephansdom stellt in diesem "Riesenrad" quasi die Radnabe dar, den zentralen Punkt, von dem aus, so scheint es, die Stadt beständig nach außen weiter wuchs. Der Stephansdom erklärt gerade deshalb so manches über Wien und das Phänomen des Tourismus überhaupt. Die Touristen, die Wien aufsuchen, erweisen sich in letzter Instanz als säkuläre Pilger. Sie kommen scheinbar nach Wien, um Kunst und Loos'sche Fassaden zu studieren oder sich eine echte Wiener Melange im Café Musem zu genehmigen. In Wirklichkeit kommen sie zu einem großen Monument des Christentums.

Bild: Google Maps

Der Stephansdom, ein Steinhaufen, so hoch wie die Cheops-Pyramide. Einst ein Selbstmörder-Dorado. Innen Dunkel wie ein Pharaonengrab, von Kerzen notdürftig erleuchtet. Seit Abschaffung der lateinischen Messe predigen hier, im Halbdunkel versteckt und trotz Mikrofon unverständlich, österreichische Patres subaural vor Argentiniern und Japanern. Und draußen stampft der Teufel seinen Pferdefuß und hinterlässt einen überwältigenden Gestank von Phosphor und Schwefel.

Nein, es ist nicht Beelzebub, es sind nur die Fiakerpferde, die auf ihre nächste Fuhre warten. Und neuerdings dürfen diese großen, voll ausgewachsenen, völlig erwachsenen Tiere ihre unfreiwilligen Rundgänge durch die Wiener Innenstadt - denn die Wiener Stadtverwaltung hat wieder einmal den Unterleib entdeckt - nur mit WINDELN am Hintern ableisten.

Teil 2: Abstürzende Eilbauten