In Luxembourg gehen die Uhren anders ...

Neuer Skandal in der Bommeleeër-Affäre

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Die Gesprächigkeit des vormaligen Geheimagenten André Kemmer hatte bereits einen Premierminister des Großherzogtums letztlich das Amt gekostet. Als der einstige Chef des Luxembourger Geheimdienstes SREL Chef Marco Mille dem damaligen Staatschef Jean-Claude Juncker seine Affassung zur geheimnisvollen Bombenleger-Affäre mitteilte, hatte Mille die Unterredung heimlich mit einem als Armbanduhr getarnten Gerät aufgezeichnet. Es war SREL-Agent Kemmer, der die Abhöraktion Junckers Personenschützer steckte.

Die Aufnahme dürfte sich schon deshalb gelohnt haben, weil die Geheimdienstler den mächtigen Politiker in dessen Büro sturzbetrunken antrafen. Juncker redete Klartext: "Ich ficke wo, wen und wann ich will. Hast du mich verstanden? Auch du könntest ficken, aber du kannst es ja gar nicht, deine deutsche Genauigkeit ... verbietet es dir.“, zitierte 2013 das Luxemburger Tageblatt. Eine Übersicht zu der komplexen Staatsaffäre bietet das Luxembourger Wort.

Konspiratives Treffen 2012

Das Drama endete Ende 2013 vorläufig mit einem Regierungswechsel zugunsten des Kandidaten der Demokratesch Partei Xavier Bettel. Der heutige Premierminister Bettel hatte zuvor der Enquête-Kommission angehört, die sich mit den Vorgängen um den ins Zwielicht geratenen Geheimdienst SREL sowie der geheimnisvollen Bombenserie von Mitte der 1980er Jahre befasste. Eine Schlüsselrolle spielte der als Zeuge benannte Ex-Agent André Kemmer.

Doch nun kam heraus, dass Bettel im Dezember 2012 den Zeugen André Kemmer in seinem Privathaus empfangen und dort offenbar das weitere Vorgehen abstimmte. Bei diesem für ein Enquête-Mitglied unschicklichen Treffen soll Bettel gesagt haben, dass es mit Juncker nicht mehr gehe und dass sich Kemmer keine Sorgen machen solle. Über den Inhalt des Gesprächs plagen Bettel heute Gedächtnislücken.

Die erzkonservative Opposition schäumt und wittert eine Intrige. Auch das Tageblatt spekuliert, ob Kemmer nur das Bauernopfer war, um Juncker zu stürzen. Luxembourg mag zwar ein kleines Land sein, aber die Geheimdienstskandale an der Alzette sind Weltklasse.