Maduro "ist verrückt wie eine Ziege"

Der ehemalige Präsident Uruguays und Tupamaro-Guerillero spricht angesichts der Entwicklungen in Venezuela Klartext

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Der wohl bescheidenste ehemalige Regierungschef weltweit kritisiert massiv die Vorgänge in Venezuela. Der ehemalige Präsident Uruguays, vormals Mitglied der bewaffneten Tupamaro-Guerilla, spricht nun Klartext. José (Pepe) Mujica, dem wahrlich keine Propaganda für die USA oder für Putschisten vorgeworfen werden kann, erklärte, der venezolanische Präsident Nicolás Maduro, sei "loco como una cabra". Direkt übersetzt heißt das: "Er ist verrückt wie eine Ziege." Man übersetzt das üblicherweise so, dass jemand "eine Schraube locker hat" oder "durchgedreht ist".

Der Blumenzüchter Mujica meint allerdings, dass "alle in Venezuela den Verstand verloren haben". Damit meint er auch die rechte Opposition, die ebenfalls immer weiter an der Eskalationsschraube dreht. So könne "nichts geregelt werden", meinte der integre Ex-Präsident. Er erklärte, zwar großen Respekt vor Maduro zu haben, den er in Vergangenheit auch immer wieder verteidigt hat, "aber das bedeutet nicht, dass ich ihm nicht sage, dass er durchgedreht ist". Mujica bezog sich dabei nicht nur auf dessen allgemeines Vorgehen, denn Maduro klammert sich nach der grandiosen Wahlniederlage praktisch nur noch über einen Ausnahmezustand an die Macht.

Maduro hatte Mujicas früheren Außenminister und derzeitigen Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA) einen "Verräter" und "CIA-Agenten" beschimpft. Das war der berühmte Tropfen, der das Fass bei Mujica zum Überlaufen und ihn zu der heftigen Kritik trieb. Luis Almagro hatte das Vorgehen Maduros angegriffen. Der OEA-Generalsekretär hatte in einem Brief Maduro aufgefordert, er müsse das geplante "Referendum über seine Absetzung im Jahr 2016" durchführen, was der zu verhindern sucht. Da Maduro gerne vom Putsch spricht, schrieb Almagro: "Niemand sollte den Unsinn tun und gegen dich putschen, doch auch du solltest keinen Staatstreich durchführen." Wenn Maduro die Bevölkerung nicht entscheiden lasse, "verwandelst auch du dich in einen Diktator, wie dieser Kontinent schon viele hatte."

Maduro greift gern zu Verschwörungstheorien, um massive Probleme im Land zu verdecken oder anderen zuzuschreiben. Das Schema kennt man schon gut aus der Energiepolitik, wo er immer wieder von einem "Ölkrieg" spricht. Doch der massive Verfall der Ölpreise, der das Land zum Kollabieren bringt, lässt sich damit nicht erklären. Völlig ausgeblendet wird dabei natürlich, dass die Misswirtschaft sogar die Ölförderung im Land deutlich einbrechen ließ. Und klar ist, dass in den Jahren, als teures Öl viel Geld in die Kassen gespült hatte, kaum etwas für die Diversifizierung der Wirtschaft und der Stromerzeugung getan wurde. Da nun Wasser für Wasserkraftwerke fehlt, wird die Wirtschaft mit Stromausfällen weiter abgewürgt. Im öffentlichen Dienst wurde die Zweitagewoche verordnet, um Strom zu sparen.

Regierung und Opposition eskalieren die Situation

Mujica fragt sich, ob die rechte Opposition und die Regierung bereit sind, die Lage so zuzuspitzen, dass ein Bürgerkrieg nicht mehr ausgeschlossen werden darf. Maduro spricht dagegen schon von einer "Kampagne", die darauf abziele, "Chaos und Gewalt zu schüren, um so eine Intervention der US-Regierung zu rechtfertigen".

Nicht weniger kriegerisch äußert sich auch die Opposition. Der zweimalige Präsidentschaftskandidat Henrique Capriles sagte mit Blick auf das Dekret zur Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere 60 Tage: "Wenn Maduro das Dekret umsetzen will, muss er die Panzer einsatzbereit machen." Er rief Militärangehörige zur Rebellion auf.

Maduro mobilisiert schon das Militär und Milizen zu Manövern, um einer ausländischen "Intervention" zu begegnen. Die werde vom früheren kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe organisiert. Eine Konfrontation würde die Lage im Land noch deutlich verschlimmern und der breiten Bevölkerung noch eine Verschlechterung ihrer Lage bescheren. Deren Lage wollen angeblich aber beide Seiten verbessern.

Ganz offensichtlich will der Präsident Venezuelas seine Positionen nicht verändern. Dass er nun auch schon von ausgewiesenen und integren Persönlichkeiten der lateinamerikanischen Linken massiv kritisiert wird, ficht ihn nicht an. Auf die Vorwürfe von Mujica erklärte er: "Ja, ich bin verrückt aus Liebe für Venezuela, für die bolivarianische Revolution, für [Hugo] Chávez und dessen Beispiel." Er sei auch verrückt, weil er die Sachen so sage, wie sie tatsächlich seien. "Den ich Verräter genannt habe, der bleibt für immer ein Verräter", fügte er mit Blick auf den OEA-Generalsekretär an.